LKA befürchtete 1977 Anschlag auf Kernforschungszentrum Karlsruhe
Archivmeldung vom 13.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAus bislang unbekannten, geheimen Akten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg geht hervor, dass die Polizei 1977 einen Anschlag der Roten Armee Fraktion auf das Kernforschungszentrum Karlsruhe befürchtete.
Nach Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) zogen die Ermittler die falschen Schlüsse aus Unterlagen der Terroristen, die nicht das Kernforschungszentrum betrafen, sondern den geplanten Mord an Generalbundesanwalt Buback. Die Polizei entschlüsselte Fahrtrouten und Fahrzeiten im Raum Karlsruhe - Pforzheim und nahm daher eine Gefährdung des Kernforschungszentrums an. Wörtlich heißt es in den Akten vom Januar 1977: "Danach ergeben sich konkrete Anhaltspunkte für ein unmittelbar bevorstehendes Kommandounternehmen unter dem Decknamen 'Margarine'. Bei dieser Aktion soll es sich offenbar um eine spektakuläre Aktion mit politischer Brisanz handeln. Die Täter wurden besonders gründlich ausgewählt [...]"Als besonders sicherheitsempfindliches Objekt befindet sich in Leopoldshafen das Kernforschungszentrum Karlsruhe"
Tatsächlich lief bei der RAF unter dem Stichwort "Margarine" die Vorbereitung des Buback-Mordes. Der damalige Generalbundesanwalt wohnte im Karlsruher Stadtteil Neureut, knapp drei Kilometer vom Kernforschungszentrum entfernt.
Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat heute für diese Festlegung keine Erklärung mehr. Gegenüber dem SWR hieß es, praktisch alle Akten von damals seien inzwischen vernichtet. Außer der Handakte des ehemaligen Präsidenten, aus der der Vermerk stammt, existierten in der Behörde keine Unterlagen mehr.
Keine Hinweise fanden sich in den Akten, dass Polizei oder Verfassungsschutz 1977 die RAF-Gefangenen während der "Nacht von Stammheim" in ihren Zellen abgehört haben könnten. Die in den Akten dokumentierten Fälle aus früherer Zeit sind bereits alle bekannt.
Quelle: SWR