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Familienbild im Wandel

Archivmeldung vom 17.12.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Die Familie hat als Lebensideal in Deutschland nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert - und die Definition, was man unter Familie versteht, ist recht weit gefasst. Wie das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid in einer repräsentativen Umfrage für das Magazin Reader's Digest (Januar-Ausgabe) herausfand, verstehen 96 Prozent der Befragten unter dem Stichwort "Familie" noch immer das klassische Zusammenleben von Vater und Mutter mit einem Kind oder mehreren Kindern. Zugleich gaben 83 Prozent an, auch eine Mutter mit einem oder mehreren Kindern sei für sie eine Familie; 80 Prozent sehen dies auch so, wenn nur der Vater den Nachwuchs aufzieht. Gleichgeschlechtliche Paare, die ein Kind oder mehrere Kinder haben, werden von zwei Drittel der Befragten als Familie bezeichnet.

TNS Emnid hatte bundesweit 1005 Menschen über ihr Familienbild befragt. "Das Ideal der bürgerlichen Kernfamilie mit Mann und Frau in einer klaren Rollenstruktur ist in der älteren Generation noch präsenter und auch von Männern stärker verinnerlicht als von Frauen", sagt Familiensoziologe Dr. Detlev Lück vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. Trotz der Aufweichung des einst klassischen Familienbilds gibt es in der Bewertung aber eine klare Grenze: Vier von zehn Befragten gaben an, Paare ohne Kinder würden die Bezeichnung Familie nicht verdienen.

In der Umfrage für Reader's Digest ermittelte TNS Emnid auch, welchen Belastungen sich Familien heute ausgesetzt sehen. 84 Prozent gaben in der Umfrage an, die hohen Lebenshaltungskosten seien zunehmend problematisch. 81 Prozent räumten ein, den Kindern werde zu wenig Zeit gewidmet. Und 69 Prozent glauben, dass die Familie besonders dadurch belastet wird, dass die Erwachsenen nach Selbstverwirklichung streben. Die Tatsache, dass sich Paare heutzutage schneller trennen als früher und jedes fünfte Familienoberhaupt in Deutschland inzwischen alleinerziehend ist, werten 88 Prozent als problematisch. Und das, obwohl sich die Scheidungsrate auf einem hohen Niveau eingependelt hat und "seit 2006 nicht mehr steigt", wie Dr. Michaela Schier von der Fachgruppe Lebensführung von Familien des Deutschen Jugendinstituts in München erklärt. Aber man wisse aus vielen Studien, "dass weniger die Trennung selbst als vielmehr starke Konflikte in der Familie die Kinder am meisten belasten", sagt Schier. "In so einer Lage verbessert eine Trennung die Situation für das Kind auf lange Sicht sogar."

81 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die Familie gerade im Alter bei der Pflege hilft. Diese Vorstellung "ist leider schon deshalb wenig realistisch, weil in den nächsten Jahrzehnten noch mehr ältere Menschen einer in Zahlen viel schwächeren Generation von Erwachsenen im mittleren Alter gegenüberstehen", warnt Familienforscher Lück in der neuen Ausgabe des Magazins Reader's Digest. 95 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage zudem an, sie würden von der Familie Trost und Zuspruch in Krisen erwarten, weitere 93 Prozent setzen auf praktische Hilfe im Krankheitsfall, 80 Prozent bauen auf gegenseitige finanzielle Unterstützung.

Obwohl die Familie einen hohen Stellenwert genießt und selbst durch gute Freunde nicht ersetzt werden kann, macht sich mit Blick in die Zukunft offenbar eine grundsätzliche Skepsis breit. Fast jeder zweite Befragte geht davon aus, dass die Bedeutung der Familie über kurz oder lang abnehmen wird. "Derzeit empfinden viele den rasanten gesellschaftlichen Wandel, die Globalisierung, die zunehmende Mobilität und die Entwicklungen der Informationstechnologie als bedrohlich für das Zusammenleben", erläutert der Soziologe Lück.

Quelle: Reader's Digest Deutschland (ots)

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