MDR-Umschau deckt Sicherheitslücken bei mobilen Anti-Terror-Betonsperren auf
Archivmeldung vom 11.04.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie in Deutschland verwendeten mobilen Antiterror-Betonsperren zum Schutz von Besuchern auf Großveranstaltungen bieten keinen ausreichenden Schutz vor Anschlägen mit Lkw. Das ergaben zwei Tests der Dekra im Auftrag des MDR-Magazins Umschau.
Bei den Tests hat jeweils ein Lkw eine Absperrung aus mobilen Betonpollern durchbrochen. Der getestete Fahrzeugtyp entspricht dem, der beim Anschlag in Nizza verwendet wurde. Das Anschlagsfahrzeug in Stockholm und Berlin war erheblich größer als der Test-Lkw. Bei den Testpollern handelt es sich um die schwersten derzeit auf dem Markt angebotenen Betonblöcke, die bundesweit für Sperren verwendet werden.
Beim Test der Dekra in Neumünster waren auch Hersteller von Betonsperren zugegen. Sie waren von den Bildern des Tests überrascht und hielten den Testaufbau für repräsentativ. Auf dem Prüfstand kamen Betonblöcke von Becker Boden Baustoffe (Werl). Sie haben Kantenlängen von 0,8 x 0,8 x 1,6 Meter und ein Gewicht von 2,4 Tonnen. Getestet wurde in zwei Szenarien jeweils mit einem beladenen Lkw mit einem Gesamtgewicht von 10 Tonnen. Das Fahrzeug fuhr mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h auf die Betonsperren. Im ersten Test wurden die Sperren in einer Linie mit einem Abstand von 1,5 Metern im rechten Winkel zur Fahrbahn aufgebaut, so dass der Lkw frontal auf das Hindernis fuhr. Im zweiten Test wurden die Sperren in einer Linie in einem Abstand von 0,8 Meter im Winkel von 30 Grad zur Fahrbahn gestellt, so dass das Fahrzeug die Sperren leicht seitlich angreifen konnte.
Betonpoller, wie sie im Test verwendet wurden, wurden nach dem LKW-Anschlag von Nizza bundesweit eingesetzt, u.a. auch beim Tag der Deutschen Einheit 2016 in Dresden. Für das Sicherheitskonzept dieser Großveranstaltung war Polizeidirektor Renè Demmler verantwortlich. Er bezeichnet das Testergebnis "nicht als Enttäuschung". Das Ergebnis bestätige soweit die Annahmen der Polizei, die sie schon vor dem 3. Oktober gehabt hätte. "Es macht aber nochmal nachhaltig deutlich, dass mehr Mittel erforderlich sind, um wirklich das Risiko noch im stärkeren Maße zu reduzieren", so Demmler.
Quelle: MDR Mitteldeutscher Rundfunk (ots)