Söhne leben länger zuhause als Töchter
Archivmeldung vom 27.06.2009
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Freigeschaltet durch HBDie längeren Ausbildungszeiten und die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt sorgen dafür, dass die Loslösung der Kinder vom Elternhaus immer später geschieht. Wie das Magazin Reader's Digest in seiner Juli-Ausgabe berichtet, leben Kinder derzeit im Durchschnitt bis zum Alter von 25 Jahren im elterlichen Haushalt
Dabei bleiben Söhne im Schnitt zwei bis drei Jahre länger zuhause wohnen als Töchter dies tun. So wohnen mit 30 Jahren noch 14 Prozent der Männer bei den Eltern, bei den Frauen sind es in diesem Alter nur noch fünf Prozent. Die Loslösung von Zuhause fällt aber nicht nur den Kindern schwer, sondern oftmals auch den Eltern. Das Magazin Reader's Digest gibt deshalb in seiner neuen Ausgabe wichtige Tipps, was man tun kann, damit die Trennung leichter fällt.
Grundsätzlich gilt: Wenn die Kinder wegziehen, sollten Vater und Mutter dass nicht als Misstrauen oder Abkehr verstehen. "Man sollte den Auszug als Teil des normalen Lebenszyklus betrachten und an seinen eigenen Auszug von Zuhause denken", rät die Ludwigshafenerin Diplompsychologin Christiane Papastefanou. Vor allem sei es wichtig, den Kindern deshalb kein schlechtes Gewissen zu machen: "Die Basis der Beziehung ist jetzt eine freiwillige. Die Kinder kommen nach Hause, weil sie kommen möchten. Im Unterschied zu vorher, wo sie notgedrungen unter einem Dach mit den Eltern lebten." Papastefanou rät deshalb dringend davon ab, den Kindern mit Bemerkungen wie "Ach, kommst Du auch mal vorbei" oder "Du hast ja schon wieder nicht angerufen" insgeheim Druck zu machen.
Nach dem Auszug der Kinder müssten sich alle Beteiligten erst einmal an die neue Lage gewöhnen - die Kinder, weil sie plötzlich auf sich allein gestellt sind, aber auch die Eltern, weil sie nun eine neue Form von Freiheit und Zeit haben. Laut Reader's Digest sind die meisten Mütter und Väter zwischen 55 und 65 Jahre alt, wenn Töchter und Söhne endgültig das Haus verlassen. Manche Eltern - vor allem Mütter - leiden dann unter dem so genannten "Empty-Nest-Syndrom". Papastefanou rät deshalb, sich frühzeitig und offen mit diesem Verlustgefühl auseinanderzusetzen. "Für berufstätige oder ehrenamtliche sehr engagierte Mütter ist es viel einfacher, weil die Kinder nicht der einzige Lebensinhalt sind und sich nach ihrem Auszug deshalb nicht so viel verändert."
Wichtig sei aber auch, dass Vater und Mutter den Auszug der Kinder als Chance für sich und ihre Partnerschaft bewerten, so Papastefanou. "Man kann dann wieder als Paar verreisen, wie man will, muss sich nicht immer in der Familie absprechen oder zusehen, dass der Kühlschrank voll ist." Manche Eltern sind mit der neuen Form der Zweisamkeit aber auch überfordert. Der Grund: Sie haben ihren Lebenssinn über Jahre hinweg nur in der Rolle als Vater und Mutter definiert und nichts für ihre Partnerschaft getan. Wichtig sei es deshalb, auch während der Elternzeit die Paarbeziehung zu pflegen.
Quelle: Reader's Digest Deutschland: Verlag Das Beste GmbH