Kölner Diözesanrat hält Ansatz zur Erneuerung im Erzbistum für gescheitert: "Fromme Soße über alles"
Archivmeldung vom 15.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Vorsitzende des Diözesanrats im Erzbistum Köln, Tim-O. Kurzbach, hält die Chance auf Veränderungen im krisengeschüttelten Erzbistum nach der Auszeit von Kardinal Rainer Woelki für sehr gering. "Die erste Seifenblase von 'Erneuerung' ist doch im Grunde schon geplatzt", sagte Kurzbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit Blick auf den Verbleib von Woelkis Generalvikar Markus Hofmann in der Bistumsleitung.
Hofmann
hätte nach Kurzbachs Worten als "Alter Ego" des Erzbischofs "eine Auszeit
mindestens so nötig gehabt wie dieser selbst". Weiter sagte der Solinger
Oberbürgermeister, er wüsste gern, "wie groß allein der wirtschaftliche Schaden
ist, den Hofmann mit verantwortet - inklusive all der Kosten für Gutachter,
Anwälte, Krisen- und PR-Berater. Die Zahlen wurden bisher nie transparent
gemacht. "Genau jener Mann, der auch mit seiner eigenen Kommunikation das ganze
Desaster mit verursacht hat", sei von Woelkis Vertreter, Weihbischof Rolf
Steinhäuser als Apostolischer Administrator, "sofort und ohne Umschweife mit
anderem Titel im Amt bestätigt worden". Offenkundig, so Kurzbach, "ändert sich
gar nichts".
Scharf kritisierte Kurzbach auch Steinhäusers Ankündigung, keine Änderungen zu veranlassen, da Woelki weiter im Amt sei und ebenso klar wiederkommen solle. "Das erinnert mich als Rheinländer dann doch eher an den Bläck-Fööss-Song 'Ich wör 'su jään ens Weihbischof': Immer schön leutselig und nett schunkeln." Mit echter Krisenbewältigung sei es nicht so weit her. "Stattdessen wird nur verwaltet und über alles dann doch fromme Soße gekippt - bis zum Tag von Woelkis Wiederkunft."
Die Logik einer echten Zäsur und einer erneuernden Aufarbeitung hätte es aus Kurzbachs Sicht zwingend geboten, für die Interimsverwaltung des Erzbistums "jemanden von außen zu nehmen". Stattdessen habe Papst Franziskus eine rein interne Lösung bevorzugt. "Typisch kölsch, auch wenn es in Rom entschieden wurde. Weitermachen, als wäre nichts gewesen - und am Ende ist es doch immer 'jot jejange'." Die Menschen hätten aber längst erkannt, "was hier gespielt wird". Zu neuem Vertrauen könne das nicht führen.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)