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Umdenken wegen Corona: Jeder zweite Deutsche wünscht sich persönliche Veränderungen

Archivmeldung vom 24.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Die Corona-Krise hat bei vielen Menschen die Sehnsucht nach einem tiefgreifenden Wandel ausgelöst, wie eine aktuelle Ipsos-Umfrage im Auftrag des Weltwirtschaftsforums zeigt.

So wünscht sich jeder zweite Deutsche (51%), dass sich das eigene Leben signifikant verändert und möchte nicht, dass alles wieder so wird wie vor der Pandemie. Die andere Hälfte (49%) erhofft sich dagegen, schnellstmöglich wieder zum Vor-Corona-Zustand zurückkehren zu können.

Deutsche scheuen Veränderungen mehr als andere Länder

Im weltweiten Vergleich äußern sich die Deutschen damit vergleichsweise konservativ. In keinem anderen Land ist der Wunsch nach einer Rückkehr zur alten Normalität größer als in der Bundesrepublik, lediglich in den Niederlanden (49%), Südkorea (44%) und den USA (43%) sehnen sich ähnlich viele Bürger danach, dass ihr Leben einfach wieder so wird, wie es vorher war.

In vielen anderen Nationen stehen die Menschen persönlichen Veränderungen deutlich aufgeschlossener gegenüber, insbesondere in lateinamerikanischen Ländern wie Mexiko (89%), Kolumbien (88%) oder Peru (86%). Aber auch in anderen stark vom Coronavirus betroffenen Nationen wie Russland, Indien (je 85%) oder Italien (76%) zieht es eine klare Mehrheit der Befragten vor, ihr Leben deutlich zu wandeln, anstatt zum Status quo ante zurückzukehren.

Forderung nach mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit

Gefragt nach ihrem Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel, ist die Meinung der Befragten ziemlich eindeutig. Weltweit stimmen fast neun von zehn Befragten (86%) darin überein, dass sich die Welt nach Bewältigung der Pandemie stark verändern und nachhaltiger und gerechter werden sollte. Nur jeder Siebte (14%) ist anderer Meinung und wünscht sich, dass alles wieder so wird wie vor der Corona-Krise.

In Russland und Kolumbien (je 94%) ist der Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel am stärksten ausgeprägt, dicht gefolgt von Chile, Mexiko und Peru (je 93%). Auch in Deutschland fordern mehr als drei von vier Befragten (78%), dass die Welt im >New Normal< nach Corona gerechter und nachhaltiger sein sollte als bisher, nur 22 Prozent der Deutschen sehen das nicht so. Damit gehört die Bundesrepublik neben den USA (21%) und Südkorea (27%) allerdings erneut zu den Ländern, in denen die Sehnsucht der Bürger nach einer Rückkehr zum Vor-Corona-Zustand besonders groß ist.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Ipsos Sozial- und Politikforschung, wertet die Studienergebnisse als Indiz für eine wachsende Polarisierung in den Wohlstandsgesellschaften: "Vor allem Menschen aus Ländern mit großem sozialem Gefälle, die von der Corona-Krise stark getroffen wurden, wünschen sich mehr globale Gerechtigkeit und Veränderungen für das eigene Leben. Anders ist die Situation der Wohlstandsgesellschaften, in denen Corona die Menschen in zwei Lager polarisiert: Jene, die sich nach alten Gewohnheiten sehnen und diejenigen, die in der COVID-19-Pandemie auch eine Chance für gesellschaftliche Entwicklung und mehr Gerechtigkeit sehen. Gefährlich wird es, wenn diese Gegensätze politisch instrumentalisiert werden und sich Einstellungen zum Coronavirus zunehmend mit ideologischen Positionen vermischen. Besonders deutlich wird das momentan im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, aber auch in Deutschland fängt der politische Konsens zunehmend an zu bröckeln."

Methode:

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "How Much Is the World Yearning for Change After the COVID-19 Crisis?", die zwischen dem 21. August und dem 04. September 2020 im Auftrag des Weltwirtschaftsforums durchgeführt wurde. Bei der Online-Befragung wurden weltweit insgesamt 21.104 Personen in 28 Ländern interviewt. In Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 64 Jahre alt, in allen anderen untersuchten Ländern zwischen 16 und 64 Jahren.

In Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Spanien und den USA wurden jeweils etwa 1000 Personen befragt. In Argentinien, Chile, Indien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, der Niederlande, Peru, Polen, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Südafrika, Südkorea, der Türkei und Ungarn umfasste die Stichprobe etwa 500+ Personen.

In 16 der insgesamt 28 untersuchten Nationen können die Stichproben als repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren angesehen werden: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. Die Stichprobe in Brasilien, Chile, China, Indien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und der Türkei ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollte so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt. Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computerbasierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe" Nennungen.

Quelle: Ipsos GmbH (ots)

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