Bischof Overbeck: Ruhrbistum will alle Priester noch einmal durchleuchten
Archivmeldung vom 30.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttRuhrbischof Franz-Josef Overbeck hat mit Bestürzung auf den jüngsten Missbrauchsskandal in der St. Joseph-Gemeinde in Wattenscheid reagiert. Die Geschichte des Falls beweise den "unverantwortlichen Umgang mit Missbrauchstätern in den eigenen Reihen", sagte Overbeck im Gespräch mit der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Jüngst war bekannt geworden, dass ein Ruhestandspfarrer trotz Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs 13 Jahre lang bis 2015 seelsorgerisch tätig war. Sämtliche Personalakten des Bistums sollen nun erneut durchleuchtet werden. Damit sei in diesen Tagen ein wissenschaftliches Institut in München beauftragt worden, so Bischof Overbeck. In der Vergangenheit habe die katholische Kirche die Schwere des Verbrechens Kindesmissbrauch nicht genügend anerkannt, räumte Overbeck ein. "Ja, es ist bagatellisiert worden. Die Opfer standen wenig bis gar nicht im Zentrum." Heute würde ein Priester, der wegen sexuellen Missbrauchs auffällig geworden ist, überhaupt nicht mehr eingesetzt, betonte der Bischof mit Blick auf den Wattenscheider Skandal. "Ich bin aber sicher, dass dies nicht der letzte Fall war", sagte er. "Denn manche Opfer offenbaren sich erst nach Jahrzehnten."
Der Ruhrbischof zeigte sich offen für Reformen in der Kirche, auch was Mitwirkungsmöglichkeiten von Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche angehe. "Persönlich kann ich es mir mittlerweile vorstellen, dass Frauen Priesterinnen werden." Das träfe indes noch auf breiten Widerstand in der Kirche. Ein erster Schritt auf diesem Weg wäre, wenn auch verheiratete Männer Priester werden könnten. "Das würde manchen den Weg zum Priesteramt ermöglichen."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)