Experte der Oberberg Kliniken fordert: Unbewusste Verharmlosung psychischer Erkrankungen durch Nutzung von Fachbegriffen im Alltag vermeiden
Archivmeldung vom 25.09.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithInflation, Krieg und Pandemie stellen aktuell herausfordernde Themen dar. Aber auch im privaten Kontext sind Menschen immer wieder mit Situationen konfrontiert, die Unsicherheit hervorrufen, zum Beispiel ein Jobwechsel, eine Trennung oder die Geburt eines Kindes. Nicht alle kommen gleich gut mit diesen Herausforderungen klar. Für einige ist die Belastung sogar so groß, dass sie psychisch erkranken. Der diesjährige Europäische Depressionstag am 1. Oktober 2023 steht deshalb unter dem Motto "Depressionen in unsicheren Zeiten". Prof. Dr. med. Christian Lange-Asschenfeldt, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst, nimmt den Tag zum Anlass, um über die Erkrankung zu informieren und auf die Bedeutung von achtsamer Sprache im Umgang mit psychischen Erkrankungen hinzuweisen.
Wie sich eine Depression äußern kann
Die typischen Zeichen einer Depression sind zum Beispiel anhaltende Niedergeschlagenheit, ein Gefühl der inneren Leere, Antriebslosigkeit und schwindendes Interesse sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Auch innere Unruhe, Schuldgefühle, negative Gedanken, die sich um immer gleiche Themen drehen und mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit einhergehen, können Anzeichen einer Depression sein. Eine Depression kann sich aber auch anders zeigen, etwa durch vermehrtes Schlafbedürfnis und Appetitsteigerung. "Aufgrund der unterschiedlichen und häufig unspezifischen Symptome kann eine Depression leicht mit einer anderen Erkrankung verwechselt werden", weiß der Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Eine ärztliche Abklärung und eine Differenzialdiagnose sind deshalb ratsam, wenn an sich selbst oder bei Menschen aus dem Familien- oder Freundeskreis solche Symptome bemerkt werden, insbesondere dann, wenn die Symptome durchgehend länger als zwei Wochen andauern. Das Umfeld kann Betroffene hier unterstützen, indem es zum Beispiel bei der Vereinbarung eines Arzttermins behilflich ist oder den Arztbesuch begleitet.
Wie man Menschen mit einer psychischen Erkrankung unterstützen kann
"Eine Depression kann jeden Menschen treffen, egal ob jung oder alt, vorerkrankt oder nicht, abhängig von saisonalen Umstellungen, einer genetischen Veranlagung, einschneidenden Lebensereignissen oder auch durch Weltgeschehen", erklärt Prof. Lange-Asschenfeldt. Doch auch wenn sich die Sichtweise in der Gesellschaft auf psychische Erkrankungen allmählich positiv verändert, haben Betroffene noch immer mit Stigmatisierung zu tun, was sie neben ihrer Erkrankung häufig zusätzlich belastet. "Indem über psychische Erkrankungen informiert wird, können allmählich bestehende Vorurteile abgebaut werden", so der Experte. "Jeder einzelne Mensch kann aktiv hierzu etwas beitragen, zum Beispiel indem er die eigene Sprache überprüft und vermeidet, medizinische Fachsprache im Alltag zu verwenden, um Zustände zu beschreiben, die eigentlich der Norm entsprechen. So ist nicht jeder Durchhänger eine Depression oder jede unangenehme Situation ein Trigger", fordert der Mediziner. Auch gut gemeinte Motivationssprüche wie "Du musst dich nur aufraffen" oder "Ich habe auch mal einen schlechten Tag, mach dich nicht verrückt" helfen Betroffenen nicht. Vielmehr sorgen solche Äußerungen dafür, dass psychische Erkrankungen bagatellisiert werden und sich Betroffene mit ihren Erkrankungen noch weniger gesehen fühlen.
Ist eine Depression heilbar?
Durch eine professionelle psychotherapeutische Behandlung, wie sie in den Oberberg Kliniken angeboten wird, kann Menschen mit einer Depression geholfen werden.
Der häufig immer noch vorherrschende Fokus auf Symptome, Beschwerden und Defizite wird in den Oberberg Kliniken durch einen ganzheitlichen Ansatz mit Blick auf supportive Faktoren (Unterstützung), Ressourcen (Fähigkeiten, "gesunde Anteile") und insbesondere die individuelle Resilienz ("Widerstandsfähigkeit", "Stressresistenz") ergänzt. So kann eine Remission, also der weitgehende Rückgang von Symptomen, für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten oder sogar eine Recovery (symptomfreie "Genesung" mit einer Normalisierung des Neuerkrankungsrisikos) erreicht werden, je nach individueller Krankheitsgeschichte. "Die ganzheitliche und individuelle Betrachtung des Menschen ist unser Credo. Unsere evidenzbasierten Therapien sind von höchster Qualität und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft", erklärt der Chefarzt.
Quelle: Oberberg Kliniken (ots)