Kardinal Lehmann beklagt Feigheit und Schwäche der Ortskirchen im Umgang mit Rom
Archivmeldung vom 07.03.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserKardinal Karl Lehmann fordert mehr Zivilcourage im innerkirchlichen Dialog. "Die Ortskirchen waren - und sind es vielleicht oft bis heute - im Gespräch mit Rom feige", sagte der Mainzer Bischof dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Wir beklagen manchmal eine übergroße Macht Roms. Aber 'Rom' ist in vielem so stark, weil wir so schwach sind." Papst Franziskus ermutige auch die katholische Kirche in Deutschland zu mehr - freilich besonnenem - Mut. "Wir haben unsere Verantwortung für viele Teile der Welt, aber auch gegenüber Rom zwar auch schon früher wahrgenommen", fügte Lehmann hinzu. Aber dies sei doch "eher schüchtern und manchmal zu verborgen" geschehen.
Auf die Frage nach Erneuerung in der Kirche wandte sich Lehmann dagegen, so gut wie alles vom Papst zu erwarten und dabei von sich selbst abzusehen oder wenigstens davon zu schweigen. Das sei "ganz und gar unkatholisch" und Ausdruck "eines falschen Verständnisses des Petrusamts". Alles, was der Papst anrege, "muss uns dazu führen, dass wir selbst ein introvertiertes Kirchenbewusstsein und eine fade Bequemlichkeit bloß überkommenen Glaubens überwinden. Sonst lassen wir ihn allein im Regen stehen."
Nach Ansicht des Kardinals gibt es in Deutschland "durch unsere Situation in der Gesellschaft und durch viele Männer und Frauen in unserer Kirche sehr große Möglichkeiten einer Erneuerung und Verlebendigung des Glaubens". Der Papst habe zusätzlich durch sein Lebens- und Glaubenszeugnis auch eine hohe Bereitschaft zur Mitarbeit geschaffen. Gleichwohl machte Lehmann Lethargie aus: "Manches verwirklichen wir nur halbherzig, mit Abertausend Ein- und Ausreden und ohne eine wirkliche Ansteckungskraft zu entwickeln, die auf andere wirkt."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)