Hoff: Vorgänge auf der Gorch Fock untragbar
Archivmeldung vom 19.01.2011
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Freigeschaltet durch Fabian PittichEntsetzt zeigt sich die FDP-Wehrexpertin Elke Hoff über Berichte einer angeblichen Meuterei auf dem Segelschulschiff Gorch Fock. Dieser Vorwurf hat die Schiffsführung vier jungen Offiziersanwärtern gemacht, die nach dem Unfalltod ihrer Kameradin Sarah Lena Seele kritische Fragen an die Schiffsleitung stellten.
Der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Donnerstagsausgabe) sagte Elke Hoff: " Die durch den Wehrbeauftragten geschilderten Ermittlungsergebnisse zu den Vorgängen auf der Gorch Fock sind untragbar. Der an die Offiziersanwärter gerichtete Vorwurf der Meuterei nach dem tödlichen Sturz einer jungen Frau lässt für mich das notwendige und unerlässliche Fingerspitzengefühl im Umgang mit den jungen Soldatinnen und Soldaten vermissen". Die FDP-Politikerin betont:. "Der Tod eines Menschen, egal ob in der Ausbildung oder im Einsatz, ist immer ein traumatisierendes Ereignis. Wir brauchen ein für die gesamte Bundeswehr schlüssiges Konzept zum Thema Umgang und Behandlung von postraumatischen Stressbelastungen. Ein Augenmerk muss dabei auf der Schulung von Vorgesetzten im Umgang mit Betroffenen liegen." Mit der Aussetzung der Wehrpflicht, so die liberale Politikerin, müsse sich die Bundeswehr noch mehr als bisher auf dem Arbeitsmarkt um geeigneten Nachwuchs bemühen. Daher seien solche Vorgänge nicht zu tolerieren und schnellstmöglich und umfassend aufzuklären. Hoff begrüßt es, dass der Verteidigungsminister eine zügige und vollständige Aufklärung zugesagt habe.
Bundeswehr Meuterei auf der "Gorch Fock" nach dem Tod einer Offiziersanwärterin im November letzten Jahres
Auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" ist es nach dem Tod einer Offiziersanwärterin am 7. November letzten Jahres offenbar zu einer Meuterei gekommen. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) unter Berufung auf einen Brief des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus, an den Verteidigungsausschuss. Dem Brief zufolge "wollten unmittelbar nach dem schmerzhaften Verlust der Kameradin viele nicht mehr aufentern, andere wollten nicht mit der Gorch Fock weiterfahren. Auch sei eine Diskussion mit den Vorgesetzten entbrannt, inwiefern der Unfalltod auf dem Ausbildungsschiff mit dem Tod eines im Einsatz gefallenen Soldaten vergleichbar sei". Den meuternden Offiziersanwärtern sei daraufhin "seitens des Kommandanten und des Ersten Offiziers mangelhafte Zusammenarbeit mit der Schiffsführung unterstellt worden". Sie sollten "wegen Meuterei zurück nach Deutschland geflogen werden". Des Weiteren ist in dem Brief von massivem Druck der Ausbilder auf Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter hinsichtlich des Aufenterns (in die Takelage des Schiffes klettern) die Rede. Ihnen sei gedroht worden, dann nicht mehr Offizier werden zu können. Auch seien Sätze gefallen wie: "Wenn Sie nicht hochgehen, fliegen Sie morgen nach Hause", oder: "Geben Sie Gas, stellen Sie sich nicht so an". In einem Fall sei ein Offiziersanwärter mit ausgeprägter Höhenangst dazu gebracht worden, auf den höchsten Mast aufzuentern, obwohl er eigentlich nicht wollte. Die Offiziersanwärterin Sarah Lena Seele war am 7. November 2010 beim Aufentern vom Mast gefallen. Auch nach dem Unfall sei der Druck auf die Offiziersanwärter teilweise aufrecht erhalten worden, schreibt Königshaus. Schließlich berichtet er in dem Brief von einem Fall sexueller Belästigung auf der "Gorch Fock". In allen drei Fällen hat der Wehrbeauftragte den Inspekteur der Marine um Überprüfung gebeten. Das Schiff war nach dem Unfall nach Hause zurückgekehrt.
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) / Mitteldeutsche Zeitung