Suchtmediziner Thomasius warnt vor Legalisierung von Cannabis
Archivmeldung vom 16.08.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Mary SmithDer Suchtmediziner und Kinder- und Jugendpsychiater an der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf, Rainer Thomasius, hat im phoenix-Interview vor der Legalisierung von Cannabis gewarnt, die heute im Bundeskabinett beschlossen werden soll. Thomasius bezweifelte, dass die politischen Ziele der Legalisierung erreicht würden, nämlich die Qualität von Cannabis-Produkten zu kontrollieren, gesundheitsgefährdende Verunreinigungen zu verhindern, den Jugendschutz zu gewährleisten sowie die Drogenkriminalität zurückzudrängen. Der experimentelle gelegentliche Gebrauch von Cannabis bereite Suchtmedizinern weniger Sorgen, so Thomasius.
Erschreckend sei vielmehr, dass der tägliche oder fast tägliche Konsum von Cannabis in Ländern mit Legalisierung sehr stark ansteige. Studien aus den Legalisierungs-Staaten der USA zufolge steige der Konsum bei Erwachsenen um 100 Prozent an, bei Jugendlichen um 15 bis 20 Prozent. "Der regelmäßige Konsum ist es, der die Folgeschäden mit sich bringt. Das sind Psychosen, Angststörungen, kognitive und depressive Störungen und vor allen Dingen die Störungen der Gehirnreifung bei Jugendlichen", so der Psychiater. Es gebe Studien, wonach regelmäßiger Cannabis-Konsum bei Jugendlichen den Intelligenzquotienten um bis zu zehn Punkte vermindere, weil sich insbesondere das Frontalhirn nicht altersgerecht entwickeln könne. "Deshalb muss das Paradigma sein: Kein Cannabis-Gebrauch im Jugendalter. Und dies wird durch eine Legalisierung konterkariert", kritisierte der Suchtmediziner im phoenix-Interview.
Quelle: PHOENIX (ots)