Katholische Bistümer solidarisieren sich mit Frankfurter Hochschulrektor: Klares Vertrauensvotum für Pater Ansgar Wucherpfennig nach faktischer Absetzung durch den Vatikan
Archivmeldung vom 09.10.2018
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Freigeschaltet durch André OttGegen die faktische Absetzung des Frankfurter Hochschulrektors Ansgar Wucherpfennig durch den Vatikan formiert sich Widerstand. Nach dem Limburger Bischof Georg Bätzing stellen sich nun auch die Bistümer Osnabrück und Hildesheim vor den Theologen, der im Februar für eine dritte Amtszeit in der Führung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt gewählt worden war. Die Bildungskongregation in Rom verweigert ihm das erforderliche "Nihil obstat" (Unbedenklichkeitserklärung).
Grund dafür ist ein Plädoyer Wucherpfennigs für einen aufgeschlosseneren Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Der Regens (Leiter der Priesterausbildung) im Bistum Hildesheim, Martin Marahrens, lobte Wucherpfennigs Verdienste um eine "einzigartige Kombination von qualitativ hochwertiger akademischer Lehre und zutiefst kirchlich geprägter Spiritualität" an der Hochschule des Jesuitenordens. "Dabei war es ihm ein großes Anliegen, immer wieder auch in einen Diskurs mit gesellschaftlichen Fragen zu treten. Dies begrüße ich ausdrücklich. Wir brauchen junge Theologen, die umfassend auskunfts- und diskursfähig sind", sagte Marahrens dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und der "Frankfurter Rundschau" (Mittwoch-Ausgaben).
Die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück lassen ihre Priesteranwärter in Sankt Georgen ausbilden. Im Jahr 1985 verbrachte dort auch der amtierende Papst einen Studienaufenthalt. Marahrens sagte, er habe mit Wucherpfennig, der aus dem Bistum Hildesheim stammt, "sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet. "Ich würde es außerordentlich bedauern, wenn er seine dritte Amtsperiode als Rektor nicht antreten kann." Auch das Bistum Osnabrück sprach Wucherpfennig das Vertrauen aus. "Es ist unseres Erachtens legitim, pastorale Fragen offen zu diskutieren. Dazu gehört auch die Frage, wie die Kirche die Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen begleitet und wie sie diesen Menschen gerecht wird", sagte Bistumssprecher Hermann Haarmann den Zeitungen.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)