Günther Beckstein vermutet weitere Helfer bei NSU-Morden
Archivmeldung vom 08.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBayerns früherer Ministerpräsident und langjähriger Innenminister Günther Beckstein (CSU) glaubt, dass es weitere Unterstützer bei den Morden der rechten Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gegeben hat. "Mein Gefühl sagt mir, dass noch mehr Leute die Finger im Spiel hatten", sagte Beckstein der "Süddeutschen Zeitung". Er glaube, dass es Helfer in Nürnberg gegeben haben müsse.
Dort wurden drei der insgesamt zehn Morde verübt, die dem NSU zugeschrieben werden. "Die Tatorte entdeckt man nicht so leicht. Ich glaube auch nicht, dass die Opfer nach dem Zufallsprinzip erschossen worden sind. Es muss jemanden geben, der dem Zufall nachgeholfen hat", sagte Beckstein.
Der frühere Innenminister lebt selbst in Nürnberg. Beckstein äußerte die Hoffnung, dass bei einem Prozess gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Z. die Beweise "für eine gerechte Strafe" ausreichen werden. "Es wäre unerfreulich, wenn durch den Grundsatz `im Zweifel für den Angeklagten` keine klaren Urteile möglich sind", sagte Beckstein der Zeitung. "Ich hoffe auch, dass alle, die die Morde bewusst unterstützt oder erleichtert haben, eine harte Strafe erwartet."
Beckstein sprach sich klar für ein NPD-Verbot aus, zeigte sich aber skeptisch, ob wirklich alle V-Leute des Verfassungsschutzes aus wichtigen NPD-Gremien abgeschaltet worden sind: "Ich habe eher Zweifel, dass die V-Leute wirklich aus allen Zirkeln, in denen strategische Entscheidungen getroffen werden, abgezogen worden sind. Zumal die NPD alles tun wird, die kleinste Ebene, in der noch V-Leute vertreten sind, als etwas Bedeutendes hinzustellen. Wenn dieselben Richter wie damals entscheiden würden, bin ich überzeugt, dass ein Verbot keine Chance hat. Aber es sind andere Richter", sagte Beckstein. Er habe die große Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht seine Rechtsprechung zum NPD-Verbot korrigiere.
Quelle: dts Nachrichtenagentur