Studie belegt: Wer arm ist, stirbt bis zu sechs Jahre früher
Archivmeldung vom 12.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie alte These, dass, wer arm ist, auch früher sterben muss, ist für Deutschland erstmals in einer umfassenden Studie bewiesen worden - jedenfalls für die männliche Bevölkerung. Die "Saarbrücker Zeitung" berichtet über die Forschungsergebnisse des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung.
Es hatte die anonymisierten
Rentenversicherungsdaten von 5,2 Millionen Männern über 65 Jahren
ausgewertet. Diese enthalten über die Entgeltpunkte Hinweise auf die
Einkommenssituation. Die Forscher verglichen diese Daten mit der
Sterblichkeit und zogen zudem noch als Merkmal hinzu, in welcher Art
von Krankenversicherung die Betroffenen waren. Frühere Untersuchungen
hatten nur über wesentlich kleinere Stichproben verfügt.
Demnach stieg die Lebenserwartung der männlichen Rentner
kontinuierlich an, je mehr Entgeltpunkte sie bei der
Rentenversicherung gesammelt hatten. Von durchschnittlich rund 14
Jahren Restlebenserwartung bei den 65jährigen Versicherten mit
wenigen Entgeltpunkten auf bis zu 19 Jahre bei den Versicherten mit
den meisten Entgeltpunkten. "Es gibt einen linearen Zusammenhang",
sagte der Leiter des Projektes, Rembrandt Scholz, der "Saarbrücker
Zeitung". Die Restlebenserwartung ist laut der Studie mit 17,8 Jahren
bei Angestellten höher als bei Arbeitern (15,5 Jahre).
Privatversicherte 65jährige haben noch 19 Jahre zu leben,
pflichtversicherte nur 16 Jahre. Den größten Unterschied gab es
zwischen Versicherten in der Knappschaft Ost mit Pflichtversicherung
in der gesetzlichen Krankenkasse und westdeutschen Angestellten mit
privater Krankenversicherung. Letztere, meist leitende Angestellte,
hatten eine um sechs Jahre höhere Lebenserwartung als die ostdeutsche
Gruppe, meist ehemalige Bergarbeiter. Über die Gründe der höheren
Sterblichkeit bei Ärmeren gibt die Studie direkt keine Auskunft.
Scholz sagte der "Saarbrücker Zeitung", dass neben dem
Gesundheitszustand das Bildungsniveau eine Rolle spielen könne. Von
ihm hänge nicht nur die Höhe des späteren Erwerbseinkommens ab,
sondern häufig auch Gesundheitsbewusstsein und -verhalten. Die Studie
gibt wichtige Hinweise für die aktuellen Debatten um die anstehenden
Sozialreformen. Sie stützt auch die umstrittene These des
SPD-Rentenexperten Karl Lauterbach, wonach Geringverdiener die Renten
der besser Verdienenden mitfinanzieren würden. Umgekehrt ergibt die
Studie auch, dass private Krankenversicherungen ihre Kunden länger
versorgen müssen als gesetzliche und damit bereits jetzt größere
Lasten tragen.
Quelle: Pressemitteilung Saarbrücker Zeitung