Scham-Gefühle machen sozial
Archivmeldung vom 16.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErst die Scham macht den Menschen zu einem sozialen Wesen. Ähnlich wie Schuldgefühle oder Empathie zählen Forscher die Scham heute zu den "prosozialen" Emotionen.
"Ohne sie wären wir alle Soziopathen, und es gäbe keine menschliche Gesellschaft", so die Ökonomen Samuel Bowles und Herbert Gintis.
US-Studien belegen zudem, dass Schamstrafen häufig wirkungsvoller sind als Knast. Vor allem Kleinkriminelle lassen sich eher durch öffentliche Bloßstellung abschrecken als durch harte Gerichtsurteile.
Die meisten Therapeuten wollen Scham-Gefühle nicht beseitigen. "Scham kann - wie andere seelische Probleme auch - Ausgangspunkt einer gesunden seelischen Entwicklung sein, wenn man sich mit ihr bewusst und unter professioneller Begleitung auseinandersetzt. Sie lädt dazu ein, sich selbst in den Eigenarten zu akzeptieren, ja wertzuschätzen", betont Herbert Mück, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Köln. "Scham fördert Kreativität, wenn sie - wie jedes andere Problem auch - zu besonderen Lösungen motiviert oder stimuliert." Es habe sich beispielsweise bewährt, sich bewusst und oft zu zeigen, um verringertes Selbstwertgefühl zu kompensieren.
Scham, zugelassen oder kanalisiert, kann den Menschen also wachsen lassen. Wenn wir uns nur erlauben würden, uns nicht für einen roten Kopf zu schämen, der deswegen rot wurde - weil wir uns schämen.
Quelle: P.M. MAGAZIN