Tempo-Taschentücher bald ohne Zellstoff aus Indianerland?
Archivmeldung vom 23.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittROBIN WOOD erwartet, dass der schwedische Konzern SCA (Svenska Cellulosa Aktiebolaget) nach dem Kauf der Hygienepapier-Marke Tempo nur Zellstoff aus ökologisch und sozial verantwortbaren Quellen für die Taschentücher verwendet. Außerdem soll der Konzern wieder Taschentücher aus Recyclingpapier ins Sortiment nehmen.
Erste Signale aus der Konzernführung deuten darauf hin, dass SCA nach Übernahme des Tempo-Werks im Laufe dieses Jahres auf Zellstoff des Skandal-Unternehmens Aracruz-Celulose aus Brasilien für die Tempo-Produktion verzichten wird. Dies wäre aus Sicht von ROBIN WOOD ein notwendiger Schritt, damit der Konzern seine eigenen Umweltstandards erfüllt.*
Bislang gehörte die Traditionsmarke Tempo dem US-Konzern Procter&Gamble.
Im März dieses Jahres wurde bekannt, dass SCA die Marke übernimmt und damit in Deutschland zum Marktführer in diesem Sektor avanciert. ROBIN WOOD hat seit 2005 mit zahlreichen Aktionen, Briefen und Gesprächen Druck auf Procter&Gamble (P&G) ausgeübt, den Zellstoff für die Tempo-Taschentücher nicht mehr bei Aracruz-Celulose zu kaufen. Denn Aracruz hatte sich in den siebziger Jahren während der brasilianischen Militärdiktatur widerrechtlich Indianerland angeeignet und Zehntausende Hektar Regenwald zerstört, um dort riesige Eukalyptus-Monokulturen anzupflanzen. Bis heute verweigert Aracruz die Rückgabe von 11.000 Hektar Land an die Tupinikim- und Guarani-Indianer.
Dieser Landrechtskonflikt sollte Grund genug für SCA sein, nicht bei Aracruz zu kaufen -- zumal sich SCA selbst verpflichtet hat, keinen Zellstoff aus "umstrittenen" Quellen zu kaufen (www.sca.com/en/Sustainability/Environment/Sourcing). /"Wir setzen darauf, dass SCA seinen eigenen ökologischen Anspruch ernst nimmt. In der Praxis kann dies nur heißen: Aracruz kommt als Lieferant von SCA nicht in Frage",/ sagt Peter Gerhardt, Tropenwaldreferent bei ROBIN WOOD.
SCA setzt bei der Produktion seiner Hygienepapiere -- ebenso wie P&G -- Eukalyptus-Zellstoff ein, um die Produkte besonders flauschig zu machen. So ergaben Faseruntersuchungen von ROBIN WOOD von 2004, dass in der Premium-Marke des Konzerns "Zewa Softies" 55 bis 60 Prozent Eukalyptusfasern stecken. ROBIN WOOD erwartet, dass SCA seinen Rohstoffbezug transparent macht und darüberhinaus wieder Taschentücher aus Recyclingpapier anbietet. Das Unternehmen hatte die Produktion seiner Recycling-Taschentücher der Marke "Danke" im Sommer 2004 eingestellt.
Die Kritik an Procter&Gamble hält ROBIN WOOD aufrecht. P&G hat sich zwar von seiner Hygienepapiersparte in Europa getrennt, doch gibt es keine Hinweise darauf, dass der Konzern für seine weltweite Produktion in Zukunft auf Aracruz-Zellstoff verzichtet.
Während dessen geht der Landkampf der Tupinikim- und Guarani-Indianer im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo weiter. Aracruz weigert sich noch immer, die bereits als indigenes Territorium identifizierten 11.000 Hektar an die Indianer zurückzugeben. Der brasilianische Justizminister, der die Rückgabe veranlassen könnte, drückt sich vor einer klaren Entscheidung und hat am 1. März dieses Jahres den Vorgang an seine Fachbehörde FUNAI zurückgegeben. Den Indianern fehlt unterdessen ihr Land, das sie dringend brauchen, um ihre kulturelle Identität aufrecht zu erhalten.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD