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Wir sind Kirche protestiert gegen Entlassung von Bischof Morris in Australien

Archivmeldung vom 13.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset Bild: Bischöfliche Pressestelle Hildesheim (bph)
Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset Bild: Bischöfliche Pressestelle Hildesheim (bph)

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht in der Entlassung des australischen Bischofs William Morris, der 2006 in einem Hirtenbrief für ein erneutes Nachdenken über die Frauenordination plädiert hatte, eine drastische Drohgebärde des Vatikans an alle diejenigen Bischöfe und Theologen, die bisher geglaubt haben, sich diesem Thema gegenüber aufgeschlossen zeigen zu dürfen. Für den von den deutschen Bischöfen angestoßenen Dialog- bzw. Gesprächsprozess bedeutet dies, dass jeglicher notwendiger freier Austausch zur Kirchenreform nahezu unterbunden und auch die Bischofskollegialität schwer belastet wird.

Wir sind Kirche ruft deshalb dazu auf, beim Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, gegen die Entscheidung Roms und das die Menschenrechte verletzende Verfahren zu protestieren. Gleichzeitig lädt Wir sind Kirche ein, mit einem Brief oder einer E-Mail Solidarität mit dem abberufenen Bischof zu bezeugen (Adressen siehe unten).

Die Entlassung des in seiner Diözese Toowoomba im Südosten Australiens angesehenen und ob seiner seelsorglichen Fähigkeiten geschätzten Bischofs, der sich für Missbrauchsopfer einsetzte und der sich um die Zukunftsfähigkeit seiner Kirche sorgte, ist empörend. Die Entscheidung des Papstes, Bischof William Morris zu entlassen, ist wohl die bisher deutlichste Richtungsanzeige, wohin Papst Benedikt XVI. die römisch-katholische Kirche führen will. Es ist ein weiterer Schritt hin zu Entmündigung, Unfreiheit, Menschenferne und Selbstisolation. Katholische Christinnen und Christen sind jetzt aufgefordert, sich nicht mit der angeblich „unfehlbaren und unwiderruflichen Entscheidung“ gegen die Frauenordination abspeisen zu lassen, sondern sich dagegenzustemmen. Wieder einmal wird offenbar, dass die juristischen Verfahrensweisen des Vatikans denen eines diktatorischen Systems gleichkommen. Die autoritäre Verweigerung des Menschenrechts auf ein transparentes und faires Verfahren macht deutlich, wie dringend nötig sowohl eine radikale Kirchenrechtsreform als auch eine Verfassungsinitiative zur Schaffung von Rechtssicherheit innerhalb der römisch-katholischen Kirche ist.

In einem Hirtenbrief 2006 hatte sich Bischof Morris angesichts der drängenden Frage, wie es in seiner Diözese weitergehen solle, für ein erneutes Überlegen der Frauenordination und der Aufhebung des Pflichtzölibats ausgesprochen. Er hatte prognostiziert, dass im Jahr 2014 nur noch 19 Priester mit ihm ihren Dienst tun würden. In dem Schreiben, mit dem Papst Benedikt ihm seine Entlassung mitteilte, stellte dieser fest, Papst Johannes Paul II. habe im Jahr 1994 „unfehlbar und unwiderruflich entschieden, dass die Kirche nicht das Recht habe, Frauen als Priesterinnen zu ordinieren.“ Morris bezeichnete dies in einem Interview als „schleichende Unfehlbarkeit“, denn er habe das so nie geschrieben gesehen. Seiner Entlassung voraus ging eine Diözesanvisitation durch den Erzbischof von Denver, Charles Joseph Chaput, OFM Cap, der über den dreieinhalbtägigen Besuch eine Beurteilung verfasst und nach Rom an die Kongregation für die Bischöfe geschickt hatte. Morris bedauert, dass er keine Kopie dieses Berichts erhalten hatte. Er hätte ihn gerne veröffentlicht, „denn meine Leute hätten das Recht gehabt zu erfahren, wie er unsere Diözese beurteilt.“

Quelle: Wir sind Kirche

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