Fan- und Gewaltforscher Pilz setzt auf "Allianz der Vernünftigen" gegen gewaltbereite Fußballfans
Archivmeldung vom 02.11.2013
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDie Dortmunder Anhänger haben mit ihren Pyrotechnik-Auswüchsen beim Revierderby auf Schalke nach Ansicht des Fan-und Gewaltforschers Gunter A. Pilz die Grenze der Fankultur überschritten. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Leiter der Kompetenzgruppe "Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit" am Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover, "wer heute noch angesichts dieser Bilder sagt, Pyrotechnik ist ein Stilmittel für Stimmung, den muss man schon fragen, ob er noch eine richtige Wahrnehmung hat".
"Wenn ich gezielt mit Pyrotechnik, Leuchtkugeln und Bengalos auf gegnerische Fans ziele und dabei bewusst in Kauf nehme, selbst Kinder zu treffen und zu verletzen, dann ist das ein hochgradig krimineller Akt", bewertete Pilz das Verhalten mancher Fans. "Das hat schon einen Schuss krimineller Energie, die da freigesetzt wird, die man weder mit Fankultur noch mit Fanfeindschaft oder sonst irgendwas rechtfertigen kann. Das sind Akte, die keiner mehr tolerieren kann", erklärte der Experte.
Mehr Sicherheitsvorkehrungen in den Stadien sind für Pilz keine Lösung. Nötig sei eine "Selbstreinigung" in den Fankurven. "Ich glaube nicht, dass man das Problem allein mit Kontrollen gelöst bekommt, sondern da muss man schauen, wie es gelingt, eine Allianz der Vernünftigen gegen diese Chaoten zu bilden, so dass die, die das gezündet haben, geoutet werden", meinte der Soziologe, der Mitglied der Kommission Prävention und Sicherheit des Deutschen Fußballbundes ist und seit 40 Jahren auf dem Gebiet Fangewalt forscht.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)