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Kinderkrankenpfleger Hildesheim: grobe Versäumnisse bei Ermittlungen

Archivmeldung vom 26.09.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: berlin-pics  / pixelio.de
Bild: berlin-pics / pixelio.de

Im Fall des wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Kinderkrankenpflegers aus Hildesheim hätten Staatsanwaltschaft und Polizei nach Recherchen des NDR Landesmagazins "Hallo Niedersachsen" Taten verhindern können. Die sichergestellten Beweismittel lagerten fast ein Jahr bei Behörden, bevor mit der systematischen Auswertung begonnen wurde. In dieser Zeit beging Marc R. mindestens zwei weitere Straftaten im Klinikum Hildesheim, die aktenkundig sind. Sie waren neben zahlreichen weiteren Fällen Grundlage der Verurteilung zu neuneinhalb Jahren Haft wegen Vergewaltigung, schwerem Missbrauch und Körperverletzung vor dem Landgericht Hildesheim.

Der Strafverteidiger von Marc R., Matthias Doehring, sagte in "Hallo Niedersachsen" im NDR Fernsehen: "Hätte die Polizei nicht ein Jahr gebraucht, um die ihnen vorliegenden Erkenntnisse zu verwerten, hätten weitere Straftaten desselben Täters verhindert werden können."

Bei einer Hausdurchsuchung waren bereits am 30. März 2012 sämtliche Beweismittel sichergestellt worden. Erste Stichproben des Datenmaterials zeigten Geschlechtsverkehr mit betäubt wirkenden Personen. Aus Aktenvermerken geht nach Informationen von "Hallo Niedersachsen" hervor, dass sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft im Juli 2012 mit "schwerwiegenderen Sexualdelikten" rechneten. Erst im März 2013 wertete die Polizei Celle die Datenträger aus. Dabei fand sie weitere Videos und Fotos aus dem Klinikum Hildesheim, auf denen sich Marc R. an Kindern und Frauen sexuell verging. Daraufhin wurde der Kinderkrankenpfleger am 6. März 2013 festgenommen.

Möglicherweise ist dieser Fall nur die Spitze eines Eisberges. Nach Informationen von "Hallo Niedersachsen" gibt es landesweit einen Bearbeitungsstau bei der Auswertung digitaler Beweismittel. "Das ist ein ganz klarer Mangel der Ermittlungsbehörden, das dauert zu lange", sagte Strafverteidiger Doehring, der bundesweit Opfer und Täter von Sexualdelikten anwaltlich vertritt. Auch der niedersächsische Richterbund spricht von einem strukturellen Problem. Der Vorsitzende des Verbandes, Andreas Kreutzer, sagte dem NDR: "Es werden immer mehr Speichermedien beschlagnahmt, die Datenmengen sind in den letzten Jahren gewachsen. Offensichtlich sind in diesem Bereich zu wenig Ressourcen eingesetzt."

Weder das niedersächsische Innenministerium noch das Justizministerium wollten sich auf Anfrage zu dem Fall äußern. In der Polizeiinspektion Celle wurden bei einer internen Aufarbeitung bereits personelle und arbeitsorganisatorische Konsequenzen gezogen.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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