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Missbrauchsfall Münster: Bundesbeauftragter Rörig fordert mehr Wachsamkeit und bessere Prävention

Archivmeldung vom 08.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Johannes-Wilhelm Rörig (2019)
Johannes-Wilhelm Rörig (2019)

Bild: Screenshot Tagesschauvideo: "Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs" / Eigenes Werk

Der Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, drängt nach der Aufdeckung schwerer Missbrauchsfälle in Münster auf mehr Wachsamkeit und bessere Vorbeugung.

Rörig sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "Die betroffenen Kinder haben ein soziales Umfeld. Sie haben Nachbarn, gehen in Kitas, Schulen oder Sportvereine. Es kann nicht sein, dass nie jemand etwas bemerkt haben will." Neben wirksamen Strafverfolgungsinstrumenten brauche es dringend mehr Anstrengungen "bei Prävention und der breiten Sensibilisierung und Aufklärung unserer Gesellschaft".

Rörig forderte: "Der Kampf gegen sexuelle Gewalt muss als nationale Aufgabe verstanden werden. Ich erwarte, dass das Thema bei allen Entscheidungsträgern in der Politik endlich ankommt und dort als Querschnittsthema überall mitgedacht wird." Trotz der Corona-Pandemie müsse der Kampf mit maximalem Einsatz weitergeführt werden, so der Bundesbeauftragte weiter. Er betonte: "Auch sexueller Missbrauch hat pandemische Ausmaße. Es trifft jährlich Zehntausende von Kindern und erschüttert damit die Grundfesten unserer Gesellschaft."

Mit Blick auf die Verbreitung von Fotos und Filmen im Internet erklärte Rörig, Missbrauchstäter seien oft gut vernetzt, gut organisiert und den Ermittlungsbehörden technisch sehr oft voraus. "Wir brauchen deshalb bundesweit eine personell gut ausgestattete Polizei, die ihrerseits mit modernster Ermittlungstechnik ausgestattet ist." Der Bundesbeauftragte drängte zudem auf "eine Schärfung der Ermittlungsinstrumente wie die EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung der IP-Adressen". Außerdem sprach er sich für den verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz gegen Missbrauchsabbildungen im Netz aus.

Mit Festnahmen und Durchsuchungen in mehreren Bundesländern war die Polizei zuvor gegen ein Netzwerk vorgegangen, das für schweren sexuellen Missbrauch und Kinderpornografie verantwortlich sein soll. Festgenommen wurden elf Beschuldigte aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Brandenburg, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Münster mitteilten. Die mutmaßlichen Täter sollen über Jahre hinweg Kinder missbraucht und die Taten gefilmt haben. Hauptbeschuldigter ist ein bereits mehrfach vorbestrafter 27-jähriger Mann aus Münster.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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