2023: 62 Soldaten wegen rechtsextremistischer Bestrebungen entlassen
Die Bundeswehr hat im Jahr 2023 insgesamt 62 Soldaten wegen rechtsextremistischer Bestrebungen entlassen. Das geht aus der Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" (Mittwochausgaben) berichten. Demnach wurden 41 Mannschaftsdienstgrade, elf Unteroffiziere und zehn Offiziere entlassen.
Im selben Zeitraum wurden außerdem 94 Bewerber bereits während des
Auswahlverfahrens wegen "Zweifeln an der Verfassungstreue" abgelehnt,
wie das Ministerium mitteilte.
Im Rahmen der
Verdachtsfallbearbeitung durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD)
wurden 33 Personen im Bereich Rechtsextremismus in die "Kategorie
Orange" eingestuft. Das bedeutet, dass aus Sicht des
Militärnachrichtendienstes Erkenntnisse vorliegen, die einen Verdacht
auf fehlende Verfassungstreue begründen. Sechs Personen wurden innerhalb
des Jahres in die "Kategorie Rot" eingestuft - also als klar
extremistisch. Zehn dieser als "orange" oder "rot" eingestuften Soldaten
wurden entlassen, gegen etwa 20 waren gerichtliche Verfahren anhängig.
In
einer Tabelle listet das Verteidigungsministerium außerdem 205
Meldungen zu rechtsextremistischen, rassistischen oder antisemitischen
Vorfällen auf, die den Dienststellen der Bundeswehr im Jahr 2023 bekannt
wurden. Darin werden die Vorfälle jeweils kurz beschrieben. Mehrere
Soldaten wurden demnach wegen rassistischer oder rechtsextremer
Äußerungen gegenüber anderen Soldaten entlassen. In anderen Fällen ging
es etwa um das öffentliche Bekenntnis zur Reichsbürgerszene. Ein
Zeitsoldat in Brandenburg wurde entlassen, weil er "sich
öffentlichkeitswirksam in Tiktok zu russischer Musik und mit Fahnen der
russischen Föderation hinterlegt, in Uniform mit klar erkennbaren
deutschen Hoheitsabzeichen sowie Dienstgrad" präsentiert hatte.
Die
Linke lobt das Vorgehen der Bundeswehr. "Die Gesamtschau der Fälle
vermittelt den Eindruck, dass in der Bundeswehr die Problematik
rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Einstellung ernst
genommen wird", sagte die Linken-Abgeordnete Martina Renner den
Zeitungen. Allerdings bleibe der Handlungsdruck auch unverändert hoch.
"Die Zahl der bereits im Einstellungsverfahren abgewiesenen Bewerber ist
nahezu unverändert. Zudem gelingt es offenbar nicht, alle Soldaten mit
einer Risikobewertung aus der Truppe zu entfernen", sagte Renner. Ob
sich dies mit den neuen Möglichkeiten des Soldatengesetzes ändere, müsse
sich erst noch zeigen.