Ärztestreik wird nun in der dritten Woche fortgeführt
Archivmeldung vom 01.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuch in der dritten Streikwoche werden weitere kommunale Kliniken und psychiatrische Zentren in den Streik einbezogen. Ärztinnen und Ärzte aus 23 Krankenhäusern und psychiatrischen Zentren werden sich im Verlauf dieser Woche an dem Streik beteiligen.
"Der Streik wird auch in dieser Woche fortgesetzt, da die Arbeitgeber bis heute kein Angebot auf den Tisch gelegt haben", so der Geschäftsführer des Marburger Bundes Hessen RA Udo Rein.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass dem kommunalen Arbeitgeberverband die Erlösausfälle der bestreikten Kliniken gleichgültig sind und es nur noch um die Durchsetzung eines politischen Diktats geht. "Die Funktionäre des kommunalen Arbeitgeberverbands wollen mit allen Mitteln erreichen, dass die Tarifergebnisse der Amtsstuben auch denjenigen übergestülpt werden, die in den Kliniken die abrechenbaren Leistungen erbringen", sagte Rein. Vielleicht liegt das auch daran, dass es in den Gremien der kommunalen Arbeitgeberverbände einige ehemalige ÖTV-Gewerkschaftssekretäre gibt, die durch neue Jobs als Arbeitsdirektoren und Personalleiter in Stadtwerken, Wasserbetrieben und Flughäfen in die Präsidien des Arbeitgeberverbands gelangt sind und sicher nur wenig Interesse an einem vernünftigen Abschluss mit dem Marburger Bund haben.
Die Blockadehaltung der kommunalen Arbeitgeber wird nur zu einer Umorientierung der Ärztinnen und Ärzte hin zu anderen Arbeitgebern führen, die ihren Mitarbeitern Gehälter oberhalb des kommunalen Ärztetarifvertrages zahlen. Der Berufsanfänger Arzt erhält beispielsweise im Markuskrankenhaus
Frankfurt, im Elisabethenstift Darmstadt oder im Evangelischen Krankenhaus Gießen monatlich rd. 356 Euro mehr Entgelt als in den kommunalen Kliniken Offenbach, Höchst, HSK Wiesbaden oder Darmstadt. Der Facharzt erhält monatlich ein um rd. 243 € höheres Entgelt und der Oberarzt erhält im "Kirchentarif
KDAVO" 371 € mehr Entgelt.
Die Ärztinnen und Ärzte planen auch, ihre nach dem Arbeitszeitgesetz erteilte Zustimmung zu einer über 48 Stunden in der Woche hinaus gehenden Arbeitszeit (sog. opt-out) zu widerrufen. "Dann werden wir ja sehen, ob die von der VKA "vermisste" Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf breite Zustimmung der Krankenhausgeschäftsführer stößt oder nur Rhetorik war," sagte Rein.
Für die Patienten in den betroffenen kommunalen Kliniken bedeutet der Streik, dass die Versorgung aller Notfälle und dringlichen Eingriffe wie sonst auch am Wochenende oder an Feiertagen abgesichert ist. Verzögerungen wird es bei planbaren Operationen geben. " Patientinnen und Patienten können auch benachbarte Krankenhäuser in anderer Trägerschaft aufzusuchen, seien es kirchliche, private oder universitäre Kliniken ", sagte Rein. Eine Aufstellung der in dieser Woche teilnehmenden 23 Kliniken finden Sie hier: http://www.mbhessen.de/neues/beitrag/1827
Quelle: MARBURGER BUND HESSEN e.V.