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NRW-Fahnder wollen mit Mafia-Kronzeugen reden

Archivmeldung vom 17.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
(Symbolbild)
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Bild: Eigenes Werk /OTT

Deutsche Ermittler wollen ein hochrangiges Mitglied der italienischen Mafia befragen, das in Mailand inhaftiert ist und offenbar seit mehreren Wochen vor italienischen Fahndern als Kronzeuge aussagt. Das hat das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen gegenüber WAZ am Sonntag bestätigt.

Es geht um den 61-jährigen 'ndrangheta-Paten Nicolino Grande Aracri aus dem südostitalienischen Cutro. Er selbst hat mehrere Jahre in Münster und Warendorf gewohnt, dort ein Im- und Export-Unternehmen betrieben und gilt als Kenner der Mafia-Szene in Deutschland.

Thomas Jungbluth, Abteilungsleiter beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, wollte unserer Zeitung zwar "zu konkreten Namen generell nichts sagen". Das LKA in Düsseldorf habe aber von dem Vorgang in Mailand gelesen. Jungbluth: "Erstmal werden sich die italienischen Behörden mit dem Kronzeugen unterhalten. Sollten sich Ansatzpunkte für Aktivitäten in NRW oder Hinweise auf NRW ergeben und wir die Chance erhalten, mit dem Zeugen zu sprechen, werden wir das tun". Der Leitende Kriminaldirektor: "Jeder Kronzeuge in Italien kann auch für uns eine interessante Person sein. Von daher werden wir zu gebotener Zeit versuchen, an ihn heranzukommen". In den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und NRW ist die Zahl der ermittelten 'ndrangheta-Mitglieder zuletzt kontinuierlich gestiegen, in NRW alleine zwischen 2015 und 2018 von 50 auf 67.

Dass Grande Aracri seit März aussagt, hatten zuerst italienische Medien berichtet sowie der Berliner Verein 'mafianeindanke', der sich für einen verstärkten Kampf gegen die Mafia in Deutschland einsetzt. Der Mann, den sie in Italien Superboss nennen würden, habe "viel zu berichten, gerade auch über die 'ndrangheta in Deutschland", so 'mafianeiundanke'. Wohl noch nie habe ein "derartig hochrangiges Mitglied der 'ndrangheta beschlossen, auszupacken". Nicht nur Italien könne aufgrund seines Wissen ein "Erdbeben" bevorstehen, sondern auch für deutsche Ermittler sei seine Gesprächsbereitschaft "ein Glücksfall". Die Aracri-Familie hat Deutschlandbezüge nach NRW wie auch nach Stuttgart und nach Augsburg, wo der Bruder des redebereiten Paten wohnte.

Dass führende Mitglieder der italienischen Mafia gegenüber der Polizei aussagen, gilt als extrem selten. Die meisten fühlen sich dem Gebot der Verschwiegenheit, der Omerta, verpflichtet. Das Landeskriminalamt NRW sei in einem früheren Fall mit seinen Gesprächsbemühungen gescheitert, bestätigte Jungbluth.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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