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Zollfahnder beschlagnahmen sensationellen Kunstschatz in München

Archivmeldung vom 04.11.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.11.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der Turm der blauen Pferde Franz Marc, 1913
Der Turm der blauen Pferde Franz Marc, 1913

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Bayerische Zollfahnder haben einen einmaligen Kunstschatz entdeckt. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, beschlagnahmten die Fahnder bereits im Frühjahr 2011 in einer Münchner Wohnung etwa 1500 bislang verschollene Bilder von Dutzenden Meistern der klassischen Moderne, wie erst jetzt bekannt wurde. Darunter sind Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Marc Chagall, Emil Nolde, Franz Marc, Max Beckmann, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner und Max Liebermann.

Die Bilder waren im Dritten Reich von den Nationalsozialisten als "entartet" konfisziert oder von jüdischen Sammlern geraubt worden. Die Aktion des Zolls lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wurde von den Behörden geheim gehalten. Den Untersuchungen zufolge gehören mindestens 300 der aufgetauchten Werke zu den verschollenen Exponaten der "entarteten Kunst". Für mindestens 200 Werke liegen offizielle Suchmeldungen vor.

Zentralrat der Juden fordert sorgfältige Aufklärung

Angesichts des spektakulären Funds von NS-Raubkunst in München fordert Dieter Graumann, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, eine äußerst sorgfältige Aufklärung. "Die Reise, die diese Gemälde hinter sich haben", so Graumann, müsse "in jedem Fall genau" rekonstruiert werden, "um die rechtmäßigen Besitzer oder deren Nachkommen ausfindig zu machen", sagte er der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe).

Dabei solle man sich "den Grundsätzen der Washingtoner Konferenz" verpflichtet fühlen. Diese Grundsätze sehen eine Rückgabe von Raubkunst auch in jenen Fällen vor, die juristisch verjährt sind. Der Sensationsfund, so Graumann weiter, mache "wieder einmal sehr deutlich: Der Holocaust war nicht nur Massenmord, sondern auch Massenraubmord."

Eine sorgfältige Recherche werde "vermutlich sehr schwer werden"; doch auch eine sehr lange Suche nach den ursprünglichen Eigentümern der Kunstwerke lohne sich allemal: "Späte Gerechtigkeit ist besser als gar keine", so Graumann.

Die CDU-Kulturexpertin Monika Grütters erklärte ebenfalls im Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ. Dienstagausgabe): "Bei allen Kunstwerken muss die Herkunft restlos geklärt werden." Ihr Parteikollege Michael Kretschmer mahnte, die Meisterwerke müssten, "an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben werden".

Für den SPD-Kulturexperten Oliver Scheytt ist das im Moment jedoch vor allem "eine juristische, keine politische Frage".

Quelle: dts Nachrichtenagentur / Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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