Bislang verborgener Stollen in Steinbruch des früheren KZ Buchenwald entdeckt
Archivmeldung vom 04.10.2019
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Freigeschaltet durch André OttIm Steinbruch des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar ist ein bislang verborgener unterirdischer Stollen entdeckt worden. Der am Mittwoch freigelegte Stollen befindet sich am Westrand des Steinbruchs etwa zehn Meter unter der Erdoberfläche. Er ist zehn bis 15 Meter lang und jeweils knapp zwei Meter breit und hoch. Er wurde von der Sohle des Steinbruchs aus s-förmig in den Hang getrieben.
Nach Angaben von Dr. Karin Sczech vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ist der Stollen leer. Sczech hatte ihn am Mittwoch unmittelbar nach dem Freilegen seines Zugangs gemeinsam mit einem Bergbauexperten und einem Experten vom Kampfmittelräumdienst betreten. Es handele sich um einen "rudimentären Gang", der augenscheinlich nicht fertiggestellt worden sei, sagte sie MDR THÜRINGEN.
Der Fund bestätigt langjährige Recherchen des vor kurzem verstorbenen MDR-Journalisten Peter-Hugo Scholz sowie Berichte von Zeitzeugen, dass in der Endphase des Konzentrationslagers im Frühjahr 1945 mehrere Stollen im Steinbruch auf dem Ettersberg angelegt worden waren. Die SS hatte sie von Häftlingen des Konzentrationslagers graben lassen. Die US-Armee hatte nach der Befreiung des Lagers im April 1945 zwei dieser Stollen geöffnet und darin tonnenweise Raubgut der SS geborgen, das unter anderem aus dem Vernichtungslager Auschwitz stammte.
Mit der Entdeckung des dritten Stollens ist ein Ziel eines am 1. Oktober gestarteten wissenschaftlichen Projekts erreicht worden. Dabei geht es um Klarheit über mutmaßliche, künstlich angelegte unterirdische Hohlräume im Steinbruch von Buchenwald. An zwei durch Messungen ermittelten Punkten sollte nach Hohlräumen gesucht werden. An einem dieser Punkte haben sich die Vermutungen nun bestätigt. Am kommenden Montag sollen die Untersuchungen an dem zweiten ermittelten Punkt beginnen. Das Projekt steht unter fachlicher Verantwortung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Es wird vom MDR begleitet.
Der Direktor der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Prof. Dr. Volkhard Knigge, sagte MDR THÜRINGEN, mit der Entdeckung des Stollens sei man einen großen Schritt weitergekommen. "Wichtig ist, generell Klarheit zu schaffen, Zeugniswerte zu sichern und Spekulationen einzudämmen." Der Stollen sei möglicherweise für Luftschutzzwecke vorgesehen gewesen, aber offensichtlich nicht benutzt worden. "Was wir hier vor allen Dingen sehen, ist, wie Häftlinge zur Zwangsarbeit noch in den letzten Tagen und Stunden vor dem 11. April, dem Tag der Befreiung, vernutzt worden sind, um so etwas noch anzulegen. Und das sollte uns berühren."
Quelle: MDR Mitteldeutscher Rundfunk (ots)