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Bundeswehr Soldaten im Auslandseinsatz erleben zunehmend Schikanen in der Heimat

Archivmeldung vom 29.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg
Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg

Soldaten der Bundeswehr im Auslandseinsatz bzw. deren Angehörige in Deutschland sind offenbar regelmäßig Schikanen an der Heimatfront ausgesetzt. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" unter Berufung auf Bundeswehr-Kreise und das Bundesverteidigungsministerium.

Aktueller Fall ist die Verabschiedung von knapp 20 Soldatinnen und Soldaten aus der Clausewitz-Kaserne in Nienburg an der Weser. Deren Gesichter auf für die lokale Presse bestimmten Fotos wurden unkenntlich gemacht, weil es nach Angaben des örtlichen Kommandeurs passiert, dass entweder in die Wohnungen der Soldaten eingebrochen wird, während sie nicht da sind, oder aber Familienmitglieder anonyme Anrufe erhalten, wonach ihre Angehörigen in Afghanistan  gefallen seien, obwohl dies gar nicht stimmt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte: "Das kommt immer wieder vor." Auch würden Soldaten oder deren Angehörige vereinzelt angepöbelt. Die Bundeswehr sei deshalb dazu übergangen, die Anonymität der Soldaten im Auslandseinsatz grundsätzlich zu wahren. So würden öffentlich nur ihre Vornamen genannt und die Gesichter auf Fotos gepixelt. Darüber hinaus würden Informationen über Tod und Verwundung immer persönlich überbracht und nicht via Telefon, um Falsch-Informationen auszuschließen. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Solche Fälle gibt es." Neben gewöhnlichen Kriminellen, die sich zu Zwecken des Einbruchs auf offensichtlich leer stehende Wohnungen konzentrierten, seien "Wirrköpfe" und "angebliche Antimilitaristen" am Werke, "die zynisch mit den Gefühlen von Angehörigen spielen" und eine "gezielte Strategie der Verunsicherung" betrieben. Unter anderem lade diese Szene zu Besäufnissen ein, wenn Soldaten gefallen seien - und zwar unter dem Motto: "Feste feiern, wie sie fallen". Er wolle sich um derlei Schikanen und deren Opfer kümmern, so Königshaus. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, der Nienburg im Bundestag vertritt und bei der Verabschiedung der Soldaten am Freitag dabei war, zeigte sich erschüttert: "Das sind Terroranrufe. Das ist eine extreme Gemeinheit und eindeutig kriminell." Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels betonte: "Das ist kein Witz, sondern ein Fall für den Staatsanwalt."

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

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