In einer schwäbischen Gießerei endete kürzlich der Fall "Giacometti" - vorerst, denn noch ist die Fälscherwerkstatt unbekannt
Archivmeldung vom 27.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDrei Jahre haben Kriminalhauptkommissar Schöller und seine Kollegen von der "Sonderabteilung Kunst" des Landeskriminalamtes in Stuttgart im Fall "Giacometti" ermittelt. Sie konnten die Haupttäter überführen, und es gelang ihnen, in Mainz das Lager der Fälscher auszuheben, wo mehr als 1000 angebliche Skulpturen des Bildhauers Alberto Giacometti versteckt waren. Ihre Käufer überzeugten die Betrüger mit einer besonderen Legende.
Wie in der aktuellen Ausgabe des Kunstmagazins art zu lesen ist, gab einer der beiden Haupttäter, der sich Graf von Waldstein nannte, vor, mit Diego Giacometti, dem 1985 verstorbenen Bruder Albertos, befreundet gewesen zu sein. Diego habe einen geheimen Fundus mit Bronze- und Gipsskulpturen angelegt und aus diesem stammten die Stücke. Um diese Geschichte zu stützen, schrieb Kunsthändler Schulte im Namen des falschen Grafen das Buch "Diegos Rache". Darin heißt es, Diego habe Abdrücke von Arbeiten seines Bruders hergestellt, sie zur Gießerei gebracht und diese Abgüsse dann versteckt.
Der Betrug funktionierte bestens, bis zu dem Tag, an dem die beiden einer New Yorker Galerie gleich 300 Giacomettis anboten. Der Kaufinteressent schöpfte Verdacht und schaltete Ermittler ein. Bei der Geldübergabe am Frankfurter Flughafen schlug ein verdecktes Einsatzkommando zu. Nun wandern die mehr als 1000 Fälschungen in den Schmelzofen der Kunstgießerei Strassacker im schwäbischen Süßen. Allerdings: Nach wie vor wissen die Ermittler nicht, wo die gefälschten Skulpturen hergestellt wurden.
Quelle: Gruner+Jahr, art (ots)