Bischof Huber sieht in der evangelischen Kirche auch einen Teil der 68er-Bewegung
Archivmeldung vom 10.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Debatte um die vorzeitige Entlassung von RAF-Häftlingen hat der EKD-Vorsitzende und Berliner Bischof Wolfgang Huber das frühere Engagement seiner Kirche verteidigt: Seinem Vorgänger Kurt Scharf, der vor dreißig Jahren Ulrike Meinhof im Gefängnis besucht hatte, sei "viel Unrecht geschehen", seine seelsorgerischen Motive "nicht genügend gewürdigt" worden.
"Gerade
einem Terroristen ist seelsorgerlich manches zu sagen", sagte Huber.
Die Diskussion über diese Zeit müsse aber auch in der Kirche
stattfinden: "Es stimmt natürlich: Unsere Kirche war im Guten wie im
Schlechten auch ein Teil der 68er-Bewegung."
Huber äußerte sich verärgert über die muslimischen Verbände, die
kürzlich ein Gespräch mit ihm abgesagt hatten: "Es ist kein guter
Stil, eine feste Verabredung nicht einzuhalten." "Beunruhigt" habe
ihn der Vorwurf der Muslime, der im November erschienene Text zum
christlich-muslimischen Dialog erschwere diesen Dialog. Der Text
spreche auch schwierige Themen an. "Man kann jedoch einen Austausch,
der solche Themen ausspart, gar nicht als Dialog bezeichnen."
Der Kritik am Wittenberger Zukunftskongress der evangelischen Kirche
trat Huber entgegen. Es gebe die "klare biblische Regel: 'Prüfet
alles, das Gute behaltet.'" Wer sich weigere, "von Strategien zu
lernen, die in sich in anderen Bereichen bewährt haben, der bleibt
hinter dem biblischen Gebot zurück" sagte Huber zum Vorwurf, die
Reformpapier läse sich wie das eines Unternehmensberaters. Huber gab
im Gespräch mit dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel am Sonntag"
gleichzeitig zu, dass das Reformpapier auch "Anstößiges" enthalte.
"Anstößig ist die Vorstellung, dass es überhaupt Maßstäbe dafür gibt,
was als Verbesserung im kirchlichen Leben gelten kann."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel