Patientenschützer enttäuscht von elektronischer Patientenakte
Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sieht die nun startende elektronische Patientenakte kritisch. "Nach 20 Jahren Vorbereitung und Milliarden Euro Entwicklungskosten ist das Ergebnis für die Nutzer enttäuschend", sagte Brysch der "Rheinischen Post".
"Für chronisch kranke, pflegebedürftige und alte Menschen bietet die
elektronische Patientenakte keinen Mehrwert. Denn Altbefunde sind nicht
vorhanden", bemängelte er.
Auch werde die zu erwartende Fülle an
medizinischen Informationen die Ärzte schnell im Praxisalltag
überfordern. "Schließlich ist die E-Akte nichts anderes als eine digital
einsehbare Papiersammlung. Jedes Dokument muss gesichtet werden, um die
für die Behandlung relevanten Fakten herauszufinden", so Brysch.
Das
Hinterlegen einer "Künstlichen Intelligenz" sei zum Start nicht
beabsichtigt, kritisierte er. "Doch erst die Filterung, Verknüpfung und
Analyse der Datenmengen bringen den entscheidenden Vorteil."
Außen
vor blieben auch technikunerfahrene Menschen, so Brysch. "Dazu zählen
immerhin mehr als 20 Prozent der Über-65-Jährigen." Auch diese Patienten
dürften nicht ausgeschlossen werden, ihre E-Akte uneingeschränkt zu
nutzen.
Die elektronische Patientenakte soll am 15. Januar in den
Pilotregionen Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen starten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte am Donnerstag, schon bei
der Einführung werden man "Zehntausenden Menschen das Leben retten
können". Das hält Brysch für überzogen. "Wenn der
Bundesgesundheitsminister behauptet, dass schon bei der Einführung
zehntausenden Menschen das Leben gerettet wird, ist das vollkommen
übertrieben", sagte der Patientenschützer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur