5 Millionen Witwer-Renten werden nicht vollständig ausgezahlt
Archivmeldung vom 20.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie meisten Hinterbliebenenrenten werden in Deutschland nicht vollständig ausgezahlt. 2022 erhielten von knapp 5,8 Millionen Witwenrentnern 86,9 Prozent die ihr zugerechneten Hinterbliebenenrenten nicht vollständig ausgezahlt. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfragt der Linken-Gruppe im Bundestag, über die "Ippen-Media" berichtet. Die Daten stammen von der Deutschen Rentenversicherung.
Im Vergleich zu 2018, als noch 82,7 Prozent keinen vollen Rentenbeitrag
ausbezahlt bekamen, waren es Ende 2022 über 5 Millionen Menschen. Pro
Witwer machte das im vergangenen Jahr durchschnittlich 204 Euro im Monat
aus (2018: 174).
Grund für die Abzüge bei der Rente ist die
Einkommensanrechnung. Wer neben der Hinterbliebenenrente ein
zusätzliches Einkommen hat und einen Freibetrag überschreitet, bekommt
weniger Witwerrente. Die Bundesregierung will in ihrer
Wachstumsinitiative künftig einen Sockelbeitrag für Erwerbseinkommen
einführen: 545 Euro pro Monat sollen von den Abzügen bei den Renten
unberührt sein.
Matthias Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der
Linken im Bundestag begrüßte die Pläne. "Gerade diejenigen mit kleinen
und mittleren Einkommen wird das enorm entlasten", sagte er zu
"Ippen-Media". "Nur schlägt die Bundesregierung wieder einmal Maßnahmen
vor, bei denen sie eigentlich die rechnerische Grundlage gar nicht
benennen kann."
Birkwald bezieht sich auf die Angabe der
Bundesregierung, nicht genau benennen zu können, über welche
Einkommensart die Menschen, deren Hinterbliebenenrente teilweise nicht
ausgezahlt wird, verfügen. Die parlamentarische Staatssekretärin im
Arbeits- und Sozialministerium, Kerstin Griese (SPD), antwortete für die
Bundesregierung, eine Differenzierung nach Fällen mit Erwerbseinkommen
sei nicht exakt möglich. "In der Mehrheit der Fälle wird eine eigene
Rente als anrechenbares Einkommen bezogen", so Griese.
Linken-Politiker
Birkwald kritisierte die schlechte Datengrundlage der Reform. "Mit der
Wachstumsinitiative soll die Anrechnung aus Erwerbseinkommen bei den
Witwenrenten reformiert werden, aber wie viel Erwerbseinkommen dort
überhaupt anrechnet wird, das weiß die Ampel gar nicht. Das bedeutet
auch, dass SPD, Grüne und FDP die finanziellen Auswirkungen weder für
die Witwen und Witwer, noch für die Rentenversicherung benennen können",
so Birkwald. "Ihre Politik im Blindflug ist eine schlechte Politik."
Quelle: dts Nachrichtenagentur