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Österreichische Polizei nimmt neue Ermittlungen im Fall Kampusch auf

Archivmeldung vom 11.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zwei Jahre nach der spektakulären Flucht von Natascha Kampusch aus achteinhalbjähriger Gefangenschaft nimmt die österreichische Polizei die Ermittlungen wieder auf. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, untersucht ein neues Team Erkenntnisse und Hinweise, nach denen der Entführer der damals Zehnjährigen kein Einzeltäter war.

In den Mittelpunkt der Ermittlungen gerät jetzt ein Mann, der bereits vor zwei Jahren unter Verdacht stand. Wie dem stern vorliegende Unterlagen belegen, fragte der Immobilienhändler Ernst Holzapfel bei einer ersten Vernehmung durch die Polizei bereits am 23. August 2006 - wenige Stunden nach der Flucht von Natascha Kampusch aus dem Haus ihres Entführers Wolfgang Prikopil in Strasshof - "Hot er's umbrocht?" Zu diesem Zeitpunkt hatte Holzapfel jede Kenntnis des Falls bestritten.

Der Wiener Staatsanwaltschaft liegt eine 20-seitige Dokumentation der widersprüchlichen Aussagen Holzapfels vor. Er bestreitet bis heute, Natascha Kampusch mehr als einmal in der Zeit ihrer Gefangenschaft gesehen zu haben.

Um den Versäumnissen der Sicherheitsbehörden im Fall Kampusch nachzugehen, hatte der österreichische Innenminister Günther Platter im Februar eine Untersuchungskommission eingesetzt. Die Kommission unter Führung des ehemaligen Verfassungsrichters Ludwig Adamovich hat am heutigen Tag ihren Abschlussbericht überreicht. Zehn Kriminologen hatten vier Monate lang 166 Aktenordner ausgewertet und 25 mit dem Fall befasste Polizeibeamte befragt. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass dem Schutz des Opfers Vorrang gegenüber dem Sicherheitsinteresse der Öffentlichkeit gegeben worden sei. Außerdem bemängeln sie, dass wichtigen Spuren und Hinweisen nicht nachgegangen worden sei. In dem Bericht heißt es weiter, es könnte weitere Opfer geben, wenn "fassbare Gründe für die Annahme sprechen, dass (zumindest) ein bisher nicht ausgeforschter weiterer Täter involviert war".

Quelle: stern

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