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Polen plant Atommeiler an Oder

Archivmeldung vom 03.05.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Polnische Wissenschaftler haben die 25 Kilometer nordöstlich von Schwedt gelegene Stadt Gryfino an der Oder als möglichen Standort für den Bau eines Atomkraftwerks ausgemacht. Über entsprechende noch geheime Pläne berichtet die Zeitung "Glos Szczecinski" (Stimme Stettins) in ihrer Dienstagausgabe.

Im brandenburgischen Umweltministerium ist von dem Vorhaben noch nichts bekannt. "Die polnische Seite müsste vor dem Bau auf jeden Fall mit uns reden", hieß es von dort.
Die Zeitung beruft sich auf Mitarbeiter des Instituts für Kernphysik der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die den Bau polnischer Kernkraftwerke ab 2015 vorbereiten sollen. Als in Frage kommende Standorte würden die Vor-Karpatenregion im Südosten Polens sowie das Gebiet Westpommern erörtert. Als konkrete Bauplätze in der Stettiner Region werden ein ehemaliger deutscher Truppenübungsplatz bei Drawsko (Dramburg) und die Stadt Gryfino an der Oder genannt. In Gryfino existiert schon ein großes Kohle-Kraftwerk.
Grundlage der Planungen ist offenbar ein Beschluss zur "Energiepolitik Polens bis zum Jahr 2025", der im Januar 2005 von der damaligen polnischen Regierung gefasst wurde, und den man auf der Internet-Seite des Warschauer Wirtschaftsministeriums findet. Darin wird die künftige Nutzung der Atomenergie in Polen unter anderem mit der notwendigen Beschränkung von Treibhaus-Emissionen in die Atmosphäre sowie mit dem stark steigenden Energiebedarf begründet.
Weil es bisher in Polen noch keine Atomkraftwerke gäbe, müsse zunächst jedoch die gesellschaftliche Akzeptanz für deren Bau erreicht werden. Weil wegen des morgigen Feiertags auch am Dienstag viele Institutionen in Polen nicht arbeiteten, waren kaum Stellungnahmen zu erhalten. Ein Mitarbeiter der Stettiner Wojewoden zeigte sich von dem Zeitungsbericht überrascht. Der Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums verwies auf eine kürzlich unterzeichnete Vereinbarung zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeits-prüfung. Darin sei festgelegt, dass das jeweils andere Land über die möglichen Umweltauswirkungen eines grenznahen Vorhabens informiert werden muss.

Quelle: Pressemitteilung Märkische Oderzeitung

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