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Theologe Michael Seewald sieht Indizien für weitergehende Veränderungen in der katholischen Kirche

Archivmeldung vom 21.12.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.12.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Michael Seewald
Michael Seewald

Bild: Screenshot www.wiko-berlin.de

Römische Erklärung zu Segnungen von Homosexuellen "eine nicht zu unterschätzende Neupositionierung" - Bewegung auch bei den Weiheämtern für Frauen theologisch möglich

Der Münsteraner Theologe Michael Seewald sieht im jüngsten Dokument des Vatikans zur Möglichkeit, homosexuelle Paare zu segnen, Indizien für weitergehende Veränderungen der katholischen Lehre. Gemessen "am Nullpunkt, von dem aus das katholische Lehramt auf die betroffenen Paare zugeht", sei die am Montag veröffentlichte Erklärung "Fiducia supplicans" eine nicht zu unterschätzende Neupositionierung", schreibt Seewald in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe).

Der Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte räumt ein, dass die Erklärung des römischen Glaubensdikasteriums immer noch einen "herablassenden Ton" gegenüber Menschen anschlage, die nicht nach den Moralvorstellungen der katholischen Kirche leben. Auch würden die bisher verweigerten Segnungen "nur in homoöpathischer Dosis" ermöglicht. Volle Anerkennung und Gleichberechtigung sähen anders aus.

Dennoch hält Seewald das neue Dokument aus Rom für eine Abkehr von der "sexualitätsfixierten" katholischen Beziehungsethik. "Was an Beziehungen, die nicht dem Ehebild der katholischen Kirche entsprechen, 'wahr, gut und menschlich gültig ist', kann künftig auch in der Öffentlichkeit unter den Segen Gottes gestellt werden", stellt Seewald klar. "Verglichen mit dem, was die römische Kurie bis vor kurzem noch verlauten ließ, ist das neue Dokument des Glaubensdikasteriums bahnbrechend."

Zudem halte der Vatikan die Möglichkeit noch weitergehender Entwicklungen offen. Insbesondere behaupte Rom nun - anders als noch 2021 - nicht mehr, die Kirche habe keine "Vollmacht", Segnungen von Homosexuellen zu erlauben. Damit zeige die Erklärung: "Was die Kirche als in ihrer Vollmacht stehend betrachtet, ist einem historischen Wandel unterworfen. Dass dies nun so offen von römischer Seite zugegeben wird, könnte ein Indiz für behutsam vorbereitete Veränderungen sein, drängende Fragen des kirchlichen Lebens betreffend, in denen Entwicklung bislang ausgeschlossen schien." Dazu zählt Seewald ausdrücklich auch den umstrittenen Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern in der katholischen Kirche.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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