Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Vermischtes Jugendämter: WDR-Befragung belegt Überlastung im Kinderschutz

Jugendämter: WDR-Befragung belegt Überlastung im Kinderschutz

Freigeschaltet am 08.01.2025 um 06:41 durch Mary Smith
Bild: WDR/Frank Kranstedt
Bild: WDR/Frank Kranstedt

In Deutschland sind nicht nur immer mehr Kinder in Not, sondern oft auch die Jugendämter, die ihnen helfen sollen. Der Mangel an erfahrenem Personal, Geld und Unterkünften für Kinder in Not gefährdet bei vielen deutschen Jugendämtern den Kinderschutz. In einer WDR-Befragung gab mehr als die Hälfte von 300 teilnehmenden Jugendamtsleitungen an, sie hätten das Gefühl, unter den derzeitigen Bedingungen Kinderschutz nicht immer gut gewährleisten zu können. In jedem zehnten Amt kam es durch Probleme wie Personal-, Geld- oder Platzmangel schon zur Gefährdung von Kindern oder Jugendlichen.

Mehr als die Hälfte der antwortenden Amtsleitungen gab gegenüber dem WDR an, dass ihre Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst häufig überlastet seien. Ein Hauptgrund dafür: über 80 Prozent der Jugendämter haben nicht genügend Unterkünfte für Kinder in Not zur Verfügung. Die Platzsuche frisst so viel Zeit, dass Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst andere Aufgaben aufschieben müssen.

Bei 58 Prozent der antwortenden Jugendämter blieben deshalb schon mal Kinder oder Jugendliche länger als angebracht in ihren Familien. In mehreren Behörden kam es sogar vor, dass Minderjährige in den Räumen des Amts übernachten mussten (12 Prozent).

“Für uns ist es einfach so, dass wir wirklich betteln müssen, dass diese Kinder dann nicht entweder im Hotel landen oder schlimmstenfalls wir die mit nach Hause nehmen müssen“, sagte eine Jugendamtsmitarbeiterin, die anonym bleiben will, gegenüber dem WDR. Die ARD Story „Jugendämter in Not: Kinder in Gefahr?“ gibt ihr und anderen Betroffenen eine Stimme und ist am 08. Januar im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen.

Jede vierte der 300 Jugendamtsleitungen, die an der WDR-Befragung teilgenommen haben, berichtete von großem Personalmangel im Allgemeinen Sozialen Dienst. Viele Amtsleitungen müssen dort deshalb Stellen gelegentlich mit noch unerfahrenen oder ungeeigneten Personen besetzen – und in vielen Fällen ist die Zeit für Einarbeitungen knapp.

Leidtragende dieser strukturellen Probleme der Jugendämter sind hilfsbedürftige Kinder- und Jugendliche. Der Bedarf ist groß: Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen erreichte laut Statistischem Bundesamt 2023 einen neuen Höchststand von 63.700 bestätigten Fällen.

Die WDR-Befragung der Jugendämter fand im Sommer 2024 statt. Angeschrieben wurden die Leitungen von insgesamt 580 deutschen Jugendämtern. Den Teilnehmern wurde Anonymität zugesichert. Rückmeldungen erhielt der WDR aus allen Bundesländern, insgesamt lag die Teilnahmequote bei 52 Prozent.

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte moor in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige