Historiker Wolffsohn kritisiert judenverachtende "Zerrbilder"
Archivmeldung vom 30.01.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Historiker Michael Wolffsohn beklagt verbreitete Klischees von Juden. "Die Zerrbilder sind so judenverachtend wie eh und je, die heutigen Idealbilder aber enttäuschen, weil der Realzustand nie dem Ideal gleichkommen kann und durch Enttäuschung Hass provoziert", schreibt er in einem Essay für die Wochenzeitung "Die Zeit".
Die Klischees zeigten sich in alten und neuen Schlagworten wie "Jüdische Weltmacht", "Weltverschwörung" und "Israelischer Staatsterror", so Wolffsohn. Gegenüber Israel als jüdischem Staat falle Gelassenheit schwer, und so setze sich in der Nahostdebatte "die Dämonisierung des Judentums fort".
Wolffsohn nahm den israelischen Ministerpräsidenten gegen einseitige Kritik in Schutz: Benjamin Netanjahu gelte "besonders in Deutschland als knallharter Rechter und Kriegstreiber, der gnadenlos gegen die Palästinenser und für die jüdische Besiedelung des Westjordanlandes eintritt". Rechte in Israel jedoch würden demselben Netanjahu vorwer fen, in der Palästinenser- und Siedlungspolitik "viel zu weich" zu sein. "Was stimmt?", fragt Wolffsohn und erklärt: Die machtpolitische Ursache "für die verzerrten Bilder von den Juden" liege im Wunsch nach der Liquidierung derer, die anders sind. "Man kann das heute sehr gut an der Delegitimierung des Staates Israel erkennen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur