In Finnland haben die Rechtsradikalen die nationalen Symbole gekapert: eine neue Nationalidentität, in Schweden designt, soll nun Abhilfe schaffen und ist ein Statement für Offenheit
Archivmeldung vom 05.12.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittObwohl Finnland nur ein kleines Land in Skandinavien ist, gehört es doch in vielerlei Hinsicht zur Weltspitze. Das Bildungssystem ist weltweit berühmt; Finnland gehört zu den Ländern mit der geringsten Korruption, der höchsten Lebensqualität und ist besonders wirtschaftsfreundlich. Die Finnen gehören außerdem zu den glücklichsten Menschen der Welt und liegen nur knapp hinter Island in Sachen Gleichberechtigung der Geschlechter.
Allerdings haben die finnischen Rechtsradikalen die nationalen Symbole Finnlands gekapert. Deswegen hat die finnische Kreativagentur Bob the Robot die Goodwill-Initiative „Finland Redesign" gestartet, um eine völlig neue finnische Nationalidentität zu kreiern, die auf Offenheit, Diversität und Positivität setzt. Das Interessante daran: Bob the Robot haben dazu einen Designer aus Schweden engagiert, ein Nachbarland, mit dem Finnland eine historische Rivalität verbindet. Dies ist als ob Frankreich eine neue Identität für Deutschland designte, oder Kanada sich die US-Symbolik vornähme.
Henrik Nygren, einer der einflussreichsten schwedischen Designer überhaupt, hat seit April an der neuen Identität gearbeitet. Diese Woche wurde sie nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. "Interessanterweise sind in diesem Beruf alle relevanten Projekte auf eine Art und Weise sehr ähnlich sind", so Nygren. "Groß oder klein, nah oder fern, sie alle brauchen die gleiche Konzentration und harte Arbeit, um glaubhaft zu sein, hervorzustechen und gut herüberzukommen. Dieses Projekt für Finnland war darin keine Ausnahme." Die neue Nationalidentität ist dreiteilig und selbst für Kinder leicht zu verstehen. Als eine Dekonstruktion der finnischen Flagge mit einem Herz (etwas, was alle Menschen miteinander verbindet) erzählen die drei Teile jeweils unterschiedliche Geschichten über die Finnen – als Individuen aber gleichzeitig auch als Gruppe.
Bereits im Vorfeld der Enthüllung der neuen Nationalidentität hat die Initiative sowohl in Finnland als auch im Ausland viel Interesse geweckt. "Anscheinend ist dieses Problem nicht lokal, sondern vielmehr ein globales Problem. Wir haben bemerkt, dass die Initiative Menschen überall auf der Welt berührt hat: wir haben sogar Unterstützungsbotschaften aus Tibet und Beifall aus Japan erhalten. Es scheint ein globales Thema zu sein, denn egal ob in Finnland oder England, haben Rechtsradikale überall Symbole nationalen Stolzes gekapert, haben Nationalismus zu einem Schimpfwort gemacht und haben quasi uns allen das Recht, stolz zu sein, gestohlen" erklärt Karri Knuuttila, führendes Mitglied der "Finland Redesign-"Initiative.
Die neue Identität, die auf den Kernideen von Offenheit und Positivität beruht, wird von jeder finnischen Person oder Organisation kostenfrei genutzt werden können.
Quelle: Noora Harju