KZ-Überlebenden Max Mannheimer: "Es gibt natürlich keine Kollektivschuld der Deutschen"
Archivmeldung vom 18.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBischof Richard Williamson und Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad leugnen den Holocaust. Die USA haben das Auslieferungsverfahren gegen den ehemaligen KZ-Aufseher John Demjanjuk aktuell ausgesetzt.
Die Münchner Staatsanwaltschaft dringt darauf, ihn 64 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges vor Gericht zu stellen. Wie sind wir Deutschen mit dem Thema "Holocaust" von 1945 bis heute umgegangen? Wie mit NS-Tätern - und wie mit den Opfern? Diese Frage diskutiert das Geschichtsmagazin P.M. HISTORY in der aktuellen Ausgabe (Heft 05/2009 ab morgen im Handel) und spricht darüber auch im Exklusivinterview mit dem jüdischen KZ-Überlebenden Max Mannheimer.
"Die Erinnerungen sind auch nach 64 Jahren tief in die Seele eingegraben; alles ist noch sehr präsent", so Max Mannheimer gegenüber P.M. HISTORY. "Die Zeit der Verfolgung und die Zeit in den Konzentrationslagern waren eine Zäsur in meinem Leben: Man dachte nur rückwärts. Alles stand in Bezug und Vergleich zu meiner Lagererfahrung. Ich dachte immer an meine ermordeten Verwandten. Ich hatte lange Jahre Angstträume und litt unter Depressionen, wusste aber nicht, was dagegen zu tun sei." Mannheimer hat für sich ein Mittel gefunden: Das offene Gespräch, das Erzählen, das gemeinsame Erinnern - und den Blick nach vorne. Er hat Deutschland nie verlassen, in zweiter Ehe eine Deutsche geheiratet, sein Leben neu gestaltet. Heute sagt er: "Es gibt natürlich keine Kollektivschuld der Deutschen: Schuld ist weder kollektiv noch pauschal, sondern immer persönlich. Ebenso ist Verzeihung ein Akt jedes einzelnen Betroffenen: Was mir angetan wurde, habe ich verziehen."
Quelle: P.M. HISTORY