Ungerecht: PKW-Fahrer brauchen Plakette für Umweltzonen - kommunale Fahrzeuge nicht!
Archivmeldung vom 22.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt23 Umweltzonen gibt es mittlerweile in Deutschland - zum Beispiel im Großraum Berlin, in Baden-Württemberg und seit dem 1. Oktober auch in neun Städten des Ruhrgebiets. Ziel ist es, weniger schädliche Abgase in die Luft zu pusten und damit die Umwelt und unsere Gesundheit zu schützen.
Während Privatfahrer nur noch mit passender Umweltplakette durch die Umweltzonen fahren dürfen, gelten für Busse und andere kommunale Fahrzeuge oft Ausnahmeregelungen. Eine Situation, die nur schwer zu erklären ist, weiß Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland:
Lottsiepen, "Wenn ich als Autofahrer in die Zonen reinfahre, dann brauche ich die Plakette, die ein paar Euro kostet und vielleicht brauche ich eine Nachrüstung, die ein paar hundert Euro kostet. Dagegen will ich auch gar nichts sagen, es ist ja wichtig, dass die Luft in unseren Städten sauberer wird. Aber: Wenn ich dann sehe, dass Busse, dass Fahrzeuge der Stadtreinigung, dass die durch die Zone fahren dürfen, ohne irgendwas gemacht zu haben, das kann ich nicht akzeptieren. Die Stadt, die Kommune muss als Vorbild vorangehen und uns allen zeigen: Es ist wichtig und richtig, dass wir die Umweltzone haben und dass man da eben auch was tun muss."
Zum Vergleich: Ein Bus ohne Rußpartikelfilter stößt rund 50-mal soviel Ruß aus wie einer mit Filter - und ist damit deutlich schädlicher für Umwelt und Gesundheit. Dabei ist eine Nachrüstung jederzeit möglich, sagt Hermann Josef Schulte von HJS, einem führenden Fahrzeugtechnik-Unternehmen:
Schulte weiter, "Die Nachrüstung mit einem Filter ist völlig unproblematisch, kostet 6.000 bis 7.000 Euro und wir sind in der Lage, in Deutschland alle Busse ungeachtet der Marke nachzurüsten - nachgerüstet heißt rußfrei".
19.000 Busse sind in Deutschland schon mit Rußpartikelfilter unterwegs, das ist ein gutes Drittel. Doch kann die Luft noch viel sauberer werden, wenn neben den Ruß- und Feinstpartikeln auch das gefährliche Treibhausgas Stickoxid aus den Abgasen rausgefiltert wird:
Schulte sagt dazu: "Man optimiert diese Systeme innerhalb der nächsten Jahre. Das heißt, je moderner die Busse sind, umso mehr nähern wir uns dem Ergebnis bei den Stickoxiden "100 Prozent".
Die Technik für bessere Luft ist also vorhanden, sie muss nur konsequenter eingesetzt werden. Und gerechter: Denn was für die Privatfahrer gilt, sollte auch die öffentliche Hand beherzigen. Zumal wir ja gerade Busse als umweltfreundliches Verkehrsmittel nutzen sollen.
Quelle: HJS Fahrzeugtechnik GmbH & Co KG