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Erhöhter Fahndungsdruck nach Aufdecken der Zwickauer Terrorzelle

Archivmeldung vom 15.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Fahndungsplakat zu den Ermittlungen gegen die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund. Bild: Deutsches Bundeskriminalamt
Fahndungsplakat zu den Ermittlungen gegen die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund. Bild: Deutsches Bundeskriminalamt

Der Druck auf die Fahnder nach dem Aufdecken der Zwickauer Terrorzelle ist enorm gestiegen: Bundesweit werden mehr als hundert Rechtsextremisten wegen Straftaten gesucht, deren Festnahme sich schwierig gestaltet, da sie vor allem in den großen westlichen Bundesländern untergetaucht sind. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.

Demnach standen Anfang Januar bundesweit 160 Rechtsextremisten auf den Fahndungslisten, 37 von ihnen allein in Bayern und je 29 in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Von den bundesweit 160 Gesuchten haben die Fahnder bis März bereits 46 Rechtsextremisten festnehmen können. Dies könne "als Erfolg" einer Aktion des Bundeskriminalamts (BKA) angesehen werden, teilt das Bundesinnenministerium mit.

Das BKA hatte, nachdem die Existenz der jahrelang unentdeckten Zwickauer Terrorzelle bekannt geworden war, die Fahndungslisten bundesweit überprüft. Zuvor hatte es im Innenausschuss des Bundestags eine peinliche Szene gegeben, als Abgeordnete von den Vertretern der Sicherheitsbehörden wissen wollten, ob und wie viele rechtsextremistische Täter derzeit abgetaucht sind. Darauf erhielten sie zunächst keine Antwort. Später sprach das BKA von 159 Fällen; eine genauere Aufschlüsselung liegt nun vor. Sie enthält allerdings keine Angaben darüber, wie lange die Gesuchten bereits verschwunden sind.

Bei den Straftaten, für die ein Haftbefehl ausgestellt wurde, sind nicht nur Gewaltverbrechen, Volksverhetzung und andere szenetypische Delikte dabei, wie das Zeigen des "Hitlergrußes" oder das Tragen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Etliche Rechtsextremisten werden auch wegen Betrug, Diebstahl oder Drogendelikten gesucht. Nur bei 50 der insgesamt 160 Rechtsextremisten, nach denen im Januar gefahndet wurde, lag dem Haftbefehl laut Innenministerium eine "politisch rechts motivierte Straftat" zugrunde.

Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke, kritisierte die Statistik scharf. Es sei erschreckend, wie die Sicherheitsbehörden sich die Statistik "schönrechnen", sagte Jelpke. So seien etliche Fälle, bei denen Neonazis den "Hitlergruß" gezeigt oder Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen getragen hätten, nicht als "politisch motivierte" Kriminalität gezählt worden. Offenbar seien die Sicherheitsbehörden auf dem rechten Auge "noch blinder als befürchtet", sagte Jelpke. Sie verwies auf einen Fall von Körperverletzung in Bayern, der in der Übersicht der Bundesregierung ebenfalls nicht als politisch motiviert eingeordnet wird, sondern unter "sonstiger Kriminalität". In der Auflistung des Bundesinnenministeriums wird der Fall so skizziert: "Die gesuchte Person griff eine andere Person (türk. Herkunft) mit beiden Händen am Hals und würgte sie. Nach der Befreiung des Zeugen beleidigte die gesuchte Person diesen mit `So was wie Ihr gehört vergast!`".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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