"Mein Kampf" per Bücher-Volltextsuche bei "Google Print"
Archivmeldung vom 27.10.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPünktlich zur Frankfurter Buchmesse hat Google eine deutsche Variante seines Bücher-Service "Google Print" vorgestellt. Der Suchmaschinen-Betreiber lässt Bücher einscannen und macht die Werke allen Surfern per Volltextsuche zugänglich.
Doch wie das
Computermagazin CHIP meldet, leistet sich http://print.google.de
dabei eine an "Ignoranz grenzende Unsensibilität": Dem Bericht
zufolge listet der Online-Service "Mein Kampf" von Adolf Hitler in
einer englischsprachigen Version.
Die deutsche Rechtslage um die nationalsozialistische Hetzschrift
ist zwar umstritten; doch immerhin geht das Land Bayern als
Rechte-Inhaber gegen unveränderte Nachdrucke mit juristischen Mitteln
vor. Zudem verstößt ein inhaltlich identischer Nachdruck in
Deutschland wahrscheinlich gegen mehrere Gesetze, darunter die
Paragrafen 130 ("Volksverhetzung") und 86 des Strafgesetzbuchs.
Letzterer ahnde unter anderem die Verbreitung von
"...Propagandamitteln, die nach ihrem Inhalt dazu bestimmt sind,
Bestrebungen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation
fortzusetzen..."
"Google Print" gibt "Mein Kampf" nur in Auszügen aus. Wie auf
Googles Website zu lesen ist, werde mit allen urheberechtlich
geschützten Werken so verfahren. Begründung: "Prinzipiell soll Google
Print Ihnen dabei helfen, Bücher zu entdecken, und nicht, sie von
Anfang bis Ende zu lesen." Dass Google zur Verbreitung des
Hitler-Pamphlets beiträgt, überrascht laut CHIP umso mehr, als die
Suchmaschine gerade erst einen anderen Skandal mit rechtem
Gedankengut überstanden hat: Vor wenigen Monaten geriet man in die
Kritik, weil das Nachrichtenportal "Google News" Meldungen der
rechten "National Zeitung" veröffentlichte.
Wie CHIP schreibt, ist es Googles selbstgestellte Aufgabe, Zugang
zu Informationen zu verschaffen. Doch scheine die Firma diesen
Auftrag je nach Land anders auszulegen: In China beispielsweise
filtere Google regierungskritische Seiten aus den Suchergebnissen.
Quelle: Pressemitteilung CHIP