Gedenken an Bau der Mauer vor 49 Jahren
Archivmeldung vom 13.08.2010
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Freigeschaltet durch Fabian PittichIn Berlin und Potsdam wird am Freitag des Mauerbaus vor 49 Jahren gedacht. Dazu werden in der Hauptstadt in der "Kapelle der Versöhnung" am ehemaligen Grenzstreifen an der Bernauer Straße zahlreiche Kerzen für die Opfer des DDR-Regimes angezündet. Auch der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wird erscheinen und einen Kranz in der Gedenkstätte niederlegen.
Weiterhin kündigten sich der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Walter Momper (SPD) und der Vorsitzende der Stiftung "Aufarbeitung", Rainer Eppelmann (CDU) an. Die Stiftung stellte am Donnerstag die Ausstellung "Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland" vor. In vier weiteren Open-Air-Ausstellungen wird an den Alltag der DDR, die friedliche Revolution 1989 und die Prozesse der deutschen Einigung erinnert. Dem Maueropfer Chris Gueffroy, dem letzten mit einer Schusswaffe getöteten Flüchtling, wird zwischen den Stadtteilen Treptow und Köpenick eine Straße gewidmet.
In Pankow kommt es zu einer Gedenkstunde an der Grabstätte Peter Fechters. Dieser wurde 1962 von Grenzsoldaten angeschossen und war daraufhin im Todesstreifen verblutet. Am Freitagabend veranstaltet die Berliner CDU ihre alljährliche Lichterkette auf der Glienicker Brücke, auf der damals auch ein Grenzstreifen aufgezeichnet war. Am Sonntag bietet die Gedenkstätte "Berliner Mauer" eine Sonderführung zu den Orten an, an denen zwischen 1962 und 1971 Fluchttunnel zwischen Ost- und Westberlin gegraben wurden. Auch in Potsdam wird mit Gedenkminuten und einer Führung entlang des früheren Grenzstreifens an die Zeit der zweiten Diktatur Deutschlands erinnert.
Am 13. August hatte die DDR-Führung begonnen, eine Grenze zu bauen, die 28 Jahre lang zur Teilung zwischen West- und Ostberlin führte. Die Zahl der Maueropfer in Berlin zwischen 1961 und 1989 wird laut Berliner Gedenkstätte auf mindestens 136 Menschen geschätzt. Der "Zentralen Ermittlungsstelle Regierungs- und Vereinigungskriminalität" zufolge, soll es insgesamt 872 Opfer an der innerdeutschen Grenze gegeben haben.
DDR-Vergangenheit SED-Forscher der FU Berlin erwartet noch mehr Opfer durch Stacheldraht und Mauer
Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin, Klaus Schroeder, geht davon aus, dass die Zahl der Toten, die auf der Flucht aus der DDR gewaltsam ums Leben kamen, noch stark nach oben korrigiert werden muss. "Die Opfer, die über Drittländer wie Bulgarien oder Jugoslawien geflohen sind, sind kaum erforscht", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Da könnten noch bis zu hundert dazu kommen. Das wurde völlig kaschiert. Die wurden vor Ort verscharrt - und fertig." Schroeder rechnet "mit insgesamt 1 000 Opfern. Es sind mehr als die, die offiziell bekannt sind." Die "Zentrale Ermittlungsstelle Regierungs- und Vereinigungskriminalität" in Salzgitter kam auf 872 Maueropfer. Der Wissenschaftler kritisierte zugleich die Leiterin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie, Alexandra Hildebrandt, die am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von 1 393 Todesopfern gesprochen und dabei beispielsweise auch jene einbezogen hatte, die bei Grenzkontrollen einen Herzinfarkt erlitten. Hildebrandt pflege "einen sehr weiten Begriff von Maueropfer", erklärte Schröder und fügte hinzu, er würde nicht alle "in einen Topf werfen. Man baut da unnütze Fronten auf." Ähnlich hatte sich zuvor der Direktor der offiziellen Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße, Axel Klausmeier, geäußert. Hildebrandt könne nicht plausibel belegen, welche Kriterien sie bei der Ermittlung ihrer Daten zugrunde lege, sagte er. Die Gedenkstätte hat in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Zentrum für zeithistorische Forschung in Potsdam 136 Tote von 1961 bis 1989 ermittelt - an der Berliner Mauer. Morgen vor 49 Jahren wurde die Mauer gebaut.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / Mitteldeutsche Zeitung