Schriftsteller Mosebach: Atheismus-Quote ist logische Folge der Reformation
Archivmeldung vom 20.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Schriftsteller und Büchnerpreisträger Martin Mosebach hält die steigende Atheismus-Quote in Ostdeutschland für eine logische Folge der Reformation. "Tatsächlich ist es so, dass der Protestantismus, so wie er sich im Osten entwickelt hat, mit seinem Hang zur Säkularisierung fast notwendig zur Schwächung des Glaubens geführt hat. Sonst hätte der Kommunismus den Glauben dort nicht so nachhaltig zerstören können", sagte Mosebach der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe).
Damit reagiert der renommierte Autor und bekennende Katholik auf eine am Donnerstag bekannt gewordene Studie der Uni Chicago, der zufolge Ostdeutschland die atheistischste Region der Welt ist. Dass ausgerechnet in der Region Deutschlands, in der die Reformation Luthers begonnen habe, immer weniger Menschen an Gott glaubten, "hat seine Logik", so Mosebach: "Deutschland ist immer ein geteiltes Land gewesen. Schon als es in die Geschichte eintrat, bestand es aus einem römisch beherrschten Teil und einem barbarisch gebliebenen Teil", so der Schriftsteller. "Im Osten gab es schon vor der Reformation einen antirömischen Affekt, der von Luther dann verstärkt wurde." Die protestantische Staatsreligiosität und die Aufklärung hätten dann die Religion "Stück für Stück entkernt".
Gleichzeitig kritisierte Mosebach Politiker scharf, die die Meinung vertreten, der Islam gehöre zu Deutschland. "Der Satz ,Der Islam gehört zu Deutschland` ist eine verantwortungslose und demagogische Äußerung", so Mosebach. "Was hat der Islam zu unserer politischen und gesellschaftlichen Kultur bisher beigetragen?" Das deutsche Grundgesetz fuße auf dem Christentum und der Aufklärung. "Da gibt es kein einziges islamisches Element - woher sollte das auch kommen?" Das könne sich allerdings durch Zuwanderung ändern. "Wenn die muslimischen Deutschen die kulturelle Kraft besitzen sollten, der deutschen Kultur islamische Wesenszüge einzuflechten, dann mag man in hundert Jahren vielleicht einmal sagen: der Islam gehört zu Deutschland."
Quelle: dts Nachrichtenagentur