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Käßmann für Versöhnungsgeste zwischen Katholiken und Protestanten

Archivmeldung vom 28.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Margot Käßmann (2011)
Margot Käßmann (2011)

Foto: James Steakley
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, plädiert für einen öffentlichen Akt gegenseitiger Vergebung zwischen Protestanten und Katholiken vor dem Reformationsjubiläum 2017. "Ich wünsche mir eine Versöhnungsgeste", sagte Käßmann im Interview mit der "Welt". "Wenn wir durch ein sichtbares Zeichen deutlich machen könnten, dass römische Katholiken und die Protestanten viel mehr verbindet als trennt, würde das beiden Seiten gut tun."

Die Erinnerung an die Reformation, so Käßmann, "verbindet" die Konfessionen. "Wir waren eine gemeinsame Kirche, die im 16. Jahrhundert getrennte Wege gegangen ist. Die römisch-katholische Kirche, wie wir sie heute kennen, ist ja auch tiefgreifend verändert. Die Wiederannäherung in vielen Fragen, das ökumenische Miteinander, lässt sich gemeinsam feiern." Den Papst würde sie bei den Reformationsfeierlichkeiten 2017 in Wittenberg willkommen heißen: "Das muss für die Evangelischen nicht sein, aber wenn der Papst zu einem gemeinsamen Fest des Glaubens kommen mag: Herzlich gern." Die evangelische Kirche wolle 2017 "weder einen nationalen noch einen triumphierenden oder anti-römischen Protestantismus zelebrieren, bei dem wir uns selbst als die Freien und die römischen Katholiken als die Eingeengten erscheinen lassen". Zugleich jedoch müssten die Protestanten in vier Jahren "sagen, dass und warum wir gerne evangelisch sind und aus guten Gründen auch auf dem evangelischen Weg bleiben wollen".

Für den Umgang mit den Differenzen zur römisch-katholischen Kirche schlug Käßmann dabei "ein Verständnis von Toleranz vor, das weit mehr ist als Duldung oder Respekt, sondern gegenseitige Wertschätzung". Ihr, so Käßmann, blieben "das Papsttum, der Marienkult, die Heiligenverehrung, das Amts- und Abendmahlsverständnis fremd". Sie schätze aber "die römisch-katholischen Geschwister", sie sei "an ihnen interessiert" und freue sich mit, "etwa wenn sie sich über den neuen Papst freuen". Zuweilen leide sie zuweilen auch "mit ihnen".

Bei der Erinnerung der heutigen evangelischen Kirche an Luther bezeichnete Käßmann es als ein "Problem", dass Luthers Verständnis von Sünde und Angst vor Verdammnis vielen Menschen der Gegenwart fremd ist. "Luther war von einer mittelalterlichen Angst getrieben, die heute nur sehr schwer nachzuvollziehen ist." Doch gebe es auch heute noch viele Ängste, "etwa, dass mein Leben sinnlos ist, ich nicht mithalten kann, versage. Dass Gott uns Anerkennung oder auch Würdigung schenkt, kann die Erfahrung Luthers übersetzen. Ich denke, dass Liebe der stärkste Begriff ist, weil das Voraussetzungslose so deutlich wird." Doch gebe es bei Luther auch Themen, an die man heute "gar nicht anschließen? könne, etwa "seinen Antijudaismus, seine Türkenfeindschaft, seine teils wüsten Beschimpfungen". Hier zeige sich "Gott sei Dank eine Lerngeschichte des Protestantismus".

Entschieden verwahrte sich Käßmann gegen die jüngst von einigen Historikern vorgebrachte Kritik, dass sie und die Kirche zu sehr versuchen würden, direkte Linien zwischen Luthers Theologie und heutigen Positionen der evangelischen Kirche zu ziehen, etwa bei der Frauenordination. "Das ist - mit Verlaub gesagt - Unsinn", sagte Käßmann. Luthers Tauf-Theologie besage, "dass Mann und Frau, wenn sie aus der Taufe gekrochen sind, bereits Priester, Bischof und Papst sind. Daraus folgt logisch, dass auch Frauen jedes kirchliche Amt erhalten können - die evangelischen Kirchen haben lange gebraucht, das umzusetzen, aber Frauenordination ist Folge reformatorischer Theologie."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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