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Bevölkerungsstatistiker erwartet kein "demografisches Desaster"

Archivmeldung vom 16.08.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Geflüchtete Frauen (Symbolbild)
Geflüchtete Frauen (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Bevölkerungsstatistiker Gerd Bosbach warnt davor, die Zukunft Deutschlands als "demografisches Desaster" darzustellen. Historische Erfahrungen und internationale Vergleiche lehrten, dass der bevorstehende Renteneintritt der Baby-Boomer-Jahrgänge volkswirtschaftlich zu verkraften sei, sagte Bosbach dem Magazin "Stern".

Mit Blick auf die steigenden Ausgaben der Rentenkasse appellierte er: "Starren Sie nicht auf die absoluten Zahlen. Die steigen immer, auch wegen steigender Preise. Jedes Jahr wachsen die Ausgaben für Autos oder Urlaub. Entscheidend ist der Anteil an unserem Wohlstand, und da liegen die Ausgaben für die Rente stabil bei etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts." 

Forderungen nach einer generellen Erhöhung der Lebensarbeitszeit trat Bosbach, der bis 2019 als Professor in Koblenz lehrte, entschieden entgegen: "Wer sich fit fühlt und länger arbeiten will, soll das tun. Viele Menschen, auf dem Bau, in der Klinik, in der Fabrik, können das aber nicht, sie sind ausgezehrt. Als Gesellschaft müssen wir nicht alle länger arbeiten. Das hat die Geschichte gezeigt: Wir haben weniger Erwerbsfähige, die deutlich weniger arbeiten, und der Wohlstand ist explodiert." 

Er begründete dies unter anderem mit langfristigen Statistiken, die ein steigendes Wohlstandsniveau trotz insgesamt geringerer Arbeitszeiten belegt hätten. Aufgrund von Zuwächsen in der Produktivität sieht Bosbach das umlagefinanzierte Rentensystem als langfristig nachhaltig an. Klar widersprach er den Aktienrenten-Plänen von Finanzminister Christian Lindner, deren Finanzierbarkeit er bezweifele: "Um den Rentenbeitrag um einen Prozentpunkt zu senken, sind etwa 17 Milliarden Euro nötig. Und für 17 Milliarden Euro Aktienerträge braucht man bei vier Prozent Zins etwa 425 Milliarden Euro. Da ist noch nicht berücksichtigt, dass der Staat für seine Kredite noch Zinsen zahlen muss. Es ist somit noch mehr Geld nötig", sagte Bosbach.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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