Islamexperte hält Aufführungsverbot für US-Schmähvideo für überzogen
Archivmeldung vom 18.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Islamexperte Rauf Ceylan hält ein mögliches Aufführungsverbot des US-Schmähvideos über den Propheten Mohammed in Deutschland für überzogen. "Ich bin skeptisch bei Verboten. Damit würde man den Film wichtiger machen, als er ist", sagte der Professor an der Uni Osnabrück der "Saarbrücker Zeitung".
Gewaltausbrüche seien allerdings auch hierzulande nicht auszuschließen, so der Experte. "Fest steht, dass auch Extremisten wie die so genannte Bürgerbewegung pro Deutschland von der Situation profitieren wollen." Trotzdem handele es sich um Randgruppen, meinte Ceylan. Er sehe hier eine große Verantwortung bei den Medien und in den muslimischen Gemeinden, mit diesem Thema sensibel umzugehen.
Westerwelle warnt vor pauschaler Verurteilung des arabischen Frühlings
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat angesichts der neuen gewaltsamen Unruhen vor einer pauschalen Verurteilung des arabischen Frühlings gewarnt. "Die große Mehrheit der Menschen in der islamischen Welt möchte einen friedlichen Wandel. Ihren Wunsch nach Veränderung unterstützen wir", sagte Westerwelle der "Rheinischen Post".
Zugleich warnte der FDP-Politiker aber auch vor radikalen Tendenzen im eigenen Land. "Wir dürfen Radikalen und Fanatikern nicht das Feld überlassen, im übrigen auch nicht bei uns."
Deutschland verstärkt Wachschutz an Botschaften in arabischen Ländern
Nach dem Angriff auf die deutsche Botschaft im Sudan Ende vergangener Woche sollen einem Zeitungsbericht zufolge jetzt alle deutschen Botschaften in den arabischen Ländern besser bewacht und mehr deutsches Sicherheitspersonal in die gefährdeten Gebiete verlagert werden. Das berichtet die laut "Bild-Zeitung" unter Berufung auf Informationen aus Sicherheitskreisen. Demnach soll der zusätzliche Schutz durch eine rasche Versetzung von Bundespolizisten erreicht werden. Derzeit schützen rund 250 Elitekräfte der Bundespolizei als "Haus- und Ordnungsdienst" deutsche Botschaften weltweit. Hintergrund der jüngsten gewaltsamen Proteste in mehreren arabischen Ländern ist ein islamfeindlicher Film aus den USA. In diesem wird der Prophet Mohammed unter anderem als Frauenheld dargestellt.
Diskussion um Aufführung des islamfeindlichen Films
Nach der Ankündigung der rechtsextremen Kleinpartei "Pro Deutschland", den im Internet kursierenden islamfeindlichen Film öffentlich aufführen zu wollen, entwickelt sich in Deutschland eine Diskussion über mögliche rechtliche Schritte gegen die Aufführung. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) hat am Montag angekündigt, "mit allen rechtlich zulässigen Mitteln" verhindern zu wollen, dass der Film gezeigt wird. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werde derzeit geprüft, ob es die Sicherheit gefährde, wenn der Film öffentlich gezeigt werde. Ein generelles Verbot des Films ist aufgrund der in Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes garantierten Meinungsfreiheit hingegen unwahrscheinlich. Einschränkungen dieser Freiheit sind nur möglich, wenn der Film gegen ein gültiges Gesetz verstößt, jugendgefährdend ist oder die persönliche Ehre einer Person verletzt. "Pro Deutschland" will den Film "Unschuld der Muslime" im November in Berlin aufführen. Falls sich kein Kinobetreiber findet, soll die Vorführung "in einer Art Lagerhalle" stattfinden, so der Parteivorsitzende Manfred Rouhs am Montag.
Quelle: dts Nachrichtenagentur