10 Jahre Richter-Fenster im Kölner Dom: Leipziger Maler Michael Triegel nennt Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom "vage" "Grandiose Illustration eines großen Verlusts"
Archivmeldung vom 24.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Leipziger Maler Michael Triegel hat das von Gerhard Richter gestaltete Südquerhausfenster im Kölner Dom als vage kritisiert. "Gerhard Richter ist als Künstler so bedeutend für unsere Zeit, weil er ihr genau das gibt, was sie beansprucht: sich nicht festlegen zu müssen, im Vagen bleiben zu können. Im Raum der Kirche allerdings mag das zu wenig sein", sagte Triegel dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Thematisch hinterlasse ihn das abstrakte Werk mit seinen 11.300 Farbquadraten "ratlos", so der Künstler, der in seinen Arbeiten, unter anderem auch für kirchliche Auftraggeber, dezidiert auf Gegenständlichkeit setzt. Zur Einweihung des Fensters vor genau zehn Jahren, am 25. August 2007, hatte auch der verstorbene Kölner Kardinal sein Missfallen ausgedrückt und gesagt, Richters Werk mit seinen Farbpixeln passte genauso gut in eine Moschee. Dass figürliche Alternativen zu Richters Entwurf vom Kölner Domkapitel verworfen wurden, bezeichnete Triegel als "vorschnelle Kapitulation vor dem Auftrag".
Aus lauter Angst vor der Gegenständlichkeit sei die einst die von Dogmen befreiende und befreite Abstraktion "selbst zu einem Dogma geworden". Für Triegel, der sich 2014 katholisch taufen ließ, ist Richters Verzicht auf Gegenständlichkeit an sich kein Hinweis auf eine jenseitige Welt, sondern "nur eine Behauptung von Geheimnis". Das Kölner Fenster fasziniere ihn "als grandiose Illustration eines großen Verlusts. Des Verlusts an Gewissheit im Glauben." Damit habe Richter "ein Charakteristikum unserer Zeit ins Bild gesetzt".
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)