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Gestiegenen Todeszahlen zum Trotz: Radfahrer-Lobby und Politik wehren sich weiter gegen Helmpflicht

Archivmeldung vom 10.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Paul-Georg Meister / pixelio.de
Bild: Paul-Georg Meister / pixelio.de

Freiheit statt Sicherheit: Die Lobby der Fahrradfahrer macht auch angesichts der zunehmenden Zahl von Verkehrstoten aus den eigenen Reihen weiter Front gegen schützende Fahrradhelme. "Es geht einfach nicht um die Frage, Helm oder nicht. Wenn es um Sicherheit im Straßenverkehr geht, geht es eher vielleicht auch darum zu gucken, dass Autofahrer sich rücksichtsvoller verhalten", sagte Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) dem ARD-Magazin "Kontraste" (Donnerstag, 21.45 Uhr). Außerdem sei sie "fest davon überzeugt", dass die meisten Radfahrer aufs Auto umsteigen würden, wären sie zum Kopfschutz gezwungen.

Unterdessen sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Aus der am Mittwoch vorgelegten "Unfallstatistik 2012" des Statistischen Bundesamts geht zwar hervor, dass es im vergangenen Jahr so wenige Verkehrstote gab wie lange nicht mehr. Die Zahl der bei Unfällen ums Leben gekommenen Radfahrer ist allerdings gleichzeitig weiter gestiegen - auf nun 406 Todesfälle im Jahr. Damit saß jeder neunte im Straßenverkehr getötete Verkehrsteilnehmer auf einem Fahrrad.

Auch Politiker schrecken weiter davor zurück, ähnlich wie einst mit der Gurtpflicht für Autofahrer auch Radfahrern mehr Sicherheit per Gesetz zu verordnen. Beispiel Winfried Hermann. Als Grüner Bundestagsabgeordneter sprach er sich 2011 noch für die Helmpflicht aus. Heute, als baden-württembergischer Verkehrsminister, will er vor einer Positionierung noch eine Studie abwarten, die prüft, wie groß bei Unfällen der Schutz durch das Tragen eines Helmes ist. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lehnte die Helmpflicht zuletzt ebenfalls ab und sagte: "Wovon aber die Rede sein muss, ist, dass Helm freiwillig stärker getragen werden wird."

Klaus-Peter Hesse, der für die CDU in der Hamburger Bürgerschaft sitzt, hält es hingegen "für Unfug, dass es nicht ausreichend Untersuchungen gibt zur Sinnhaftigkeit eines Fahrradhelms". Den Grünen wirft er in Zeiten des Wahlkampfs Klientelpolitik vor - Bequemlichkeit für Radfans. Er fordert den Zwang: "Ich trete dafür ein, dass wir eine gesetzliche Helmpflicht bekommen, denn alles das, was an Aufklärungsarbeit über Unfälle ohne Helme stattgefunden hat, hat anscheinend nicht gefruchtet", sagte Hesse dem ARD-Magazin.

Inzwischen nehmen auch Gerichte Fahrradfahrer in die Pflicht, die auf einen Helmschutz verzichten. Das Oberlandesgericht (OLG) in Schleswig hatte erst im Juni einer Fahrradfahrerin eine Mitschuld attestiert, die sich bei einem Unfall eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung zugezogen hatte - und dabei ohne Kopfschutz unterwegs war. Zur Begründung hieß es, es könne "grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass ein verständiger Mensch zur Vermeidung eigenen Schadens beim Radfahren einen Helm tragen wird" (Az. 7 U 11/12).

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)

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