Dramatische Entwicklung: Ärzte wandern aus Deutschland aus
Archivmeldung vom 21.05.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtNur noch 16 Prozent aller Ärzte können sich nicht vorstellen, aus Deutschland auszuwandern - und viele beschäftigen sich bereits damit, im Ausland zu arbeiten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Ärztenetzwerk "Hippokranet". "Es ist eine gesundheitspolitische Geisterfahrt, dass die Politik diese dramatische Entwicklung ignoriert", warnt Dr. Michael D. Lütgemeier vom Ärztlichen Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle Medizin in Deutschland.
"Ärzte in den Kliniken haben immer noch vorindustriell anmutende Arbeitszeiten - und die in den Praxen werden durch Kassenbürokratie, Bezahlung mit Punkten statt echtem Geld und ebenfalls abenteuerliche Arbeitszeiten entnervt. Wer von ausgewanderten Kollegen hört, dass Ärzte in anderen Ländern normale Arbeitszeiten und ein sicheres Einkommen haben, der stellt sich logischerweise die Frage: 'Warum ich nicht auch'", weiß Lütgemeier. Verschärft werde das Problem dadurch, dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der freiberuflichen Ärzte in Rente gehen werde: "Die Versorgungskatastrophe klopft bereits laut mit den Fäusten an die Tür", sagt Lütgemeier.
Nur 16,2 Prozent der befragten 833 Ärzte antworteten, dass sie sich eine Auswanderung nicht vorstellen könnten. Die Antwort "Ich gehe demnächst in Pension und beschäftige mich deshalb damit nicht mehr" wählten 19,7 Prozent. Mehr als die Hälfte (51,8%) aber antwortete auf die Frage "Könnte ich mir gut vorstellen" mit "ja". Damit nicht genug: 9,3 Prozent sagten, dass sie ihre Auswanderung schon konkret betreiben, und 3,1% Prozent antworteten bereits aus dem Ausland: Sie sind bereits ausgewandert.
Der "Ärztliche Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle Medizin in Deutschland" hat sich nach dem Vorbild des amerikanischen "Physicians Committee for Responsible Medicine" im Ärztenetzwerk Hippokranet.de gegründet und will kontinuierlich zu medizinischen und gesundheitspolitischen Themen Stellung nehmen: "Wir erreichen bundesweit zehntausende von Praxen über das Hippokranet und haben damit mehrere Millionen direkte Kontakte mit unseren Informationen", sagt Lütgemeier.
Quelle: Ärztenachrichtendienst Verlags-AG (änd) (ots)