Gesetzlich Krankenversicherte warten beim Arzt 29 Minuten
Archivmeldung vom 27.06.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Zeitraum April/Mai 2008 interviewte TNS Healthcare (vormals Emnid) im Auftrag des BKK Bundesverbandes 6.013 Bundesbürger ab 14 Jahren zum Thema "Arztbesuche/Wartezeiten".
Die Ergebnisse dieser repräsentativen Bevölkerungsumfrage beruhen auf 15 detaillierten Fragen, wobei sowohl die Wartezeiten der Patienten beim Arztbesuch als auch die Wartezeiten auf Termine ermittelt wurden.
Versichertenstatus der Befragten
Die Erhebungsergebnisse spiegeln die aktuelle Situation wider: 85 Prozent der Befragten sind gesetzlich krankenversichert, acht Prozent sind komplett privat krankenversichert. Interessant hierbei ist, dass bereits 20 Prozent der Befragten, die in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert sind, auch eine private Zusatzversicherung abgeschlossen haben.
Wie oft beim Arzt und bei welchen Ärzten
Auf die Frage, ob sie oder sie mit ihren Kindern in den letzten zwölf Monaten bei mindestens einem Arzt waren, sagten 79 Prozent der Befragten "ja". Dabei unterscheiden sich die privat- und gesetzlich Versicherten kaum: 80 Prozent der GKV-Versicherten und 79 Prozent der PKV-Versicherten waren beim Arzt. Alle nachfolgenden Daten beziehen sich auf diejenigen Befragten, die in den letzten zwölf Monaten bei mindestens einem Arzt waren. Im Durchschnitt wurden vier verschiedene Ärzte aufgesucht.
Zum Hausarzt gingen 89 Prozent der gesetzlich Versicherten (81 Prozent PKV). Die Fachärzte wurden von 95 Prozent aller Befragten aufgesucht. Die am meisten aufgesuchten Facharztgruppen sind: Zahnärzte mit 75 Prozent, Augenärzte mit 39 Prozent, Gynäkologen mit 37 Prozent - allerdings 64 Prozent der weiblichen Befragten. Unter 30 Prozent liegen: Orthopäden (29 Prozent), Allgemeinmediziner, die nicht Hausärzte der Befragten sind (24 Prozent), HNO-Ärzte (22 Prozent), Dermatologen (Hautärzte) mit 21 Prozent. Die Internisten (nicht Hausärzte der Befragten), die nicht hausärztlich tätig sind, sind von 19 Prozent der Befragten aufgesucht worden, 17 Prozent der Befragten gingen mit ihren Kindern zum Kinderarzt. Niedergelassene Chirurgen und Urologen wurde von jeweils 13 Prozent der Befragten aufgesucht.
Durchschnitts-Wartezeiten in der Arztpraxis: 14 bis 42 Minuten
Im Durchschnitt warteten die GKV-Versicherten 29 Minuten beim Arzt (PKV- Versicherte 22 Minuten). Beim Hausarzt muss mit genau einer halben Stunde Wartezeit gerechnet werden, bei den Fachärzten im Schnitt mit 27 Minuten.
Diese Wartezeiten differieren allerdings bei den Arztgruppen: Spitzenreiter sind die Zahnärzte mit 14 Minuten für alle Befragten, gefolgt von den Gynäkologen (24 Minuten).
Psychiater/Psychotherapeuten weisen nur 22 Minuten Wartezeit in der Praxis auf, allerdings waren nur sieben Prozent der Befragten bei dieser Fachgruppe. Genau auf dem Durchschnitt (28 Minuten) liegen die Kinderärzte, offenbar haben diese ein gutes Praxismanagement, zumal ihre kleinen Patienten sicherlich häufig unangemeldet mit akuten Beschwerden von ihren besorgten Eltern in den Praxen vorgestellt werden. Die längsten Wartezeiten weisen die Chirurgen auf (42 Minuten), gefolgt von den Orthopäden (37 Minuten) und den Urologen (36 Minuten).
Mit akuten Beschwerden: GKV-Patienten gehen meist sofort zum Arzt
Betrachtet man nur diejenigen Befragten, die wegen akuter Beschwerden beim Arzt waren, ergibt sich folgendes: Egal, ob in der GKV oder der PKV versichert, rund zwei Drittel der Akutfälle wurden noch am selben Tag behandelt. 57 Prozent der Akutpatienten, die einen Facharzt aufgesucht haben, waren noch am selben Tag in der Praxis. Mit 80 Prozent ist der Anteil der Akutpatienten, die noch am selben Tag in die Hausarztpraxis gegangen sind, deutlich höher.
Akut-Patienten, die sofort zum Arzt gingen, warteten im Schnitt 38 Minuten beim Facharzt und 35 Minuten beim Hausarzt. Danach befragt, ob sie vor dem Besuch bei den Ärzten einen Termin vereinbart haben, sagten 40 Prozent der GKV-Akut-Patienten "Bin gleich in die Praxis gegangen", 13 Prozent haben sich einen Termin am gleichen Tag geben lassen und 16 Prozent konnten - mit dem ausdrücklichen Hinweis "Wartezeit mitbringen" - ebenfalls am gleichen Tag beim Arzt vorstellig werden. Im Vergleich zu den Privatversicherten fällt als gravierender Unterschied auf, dass nur 29 Prozent der befragten PKV-Akut-Fälle sofort, ohne Anmeldung, zum Arzt gingen. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass insbesondere die pflichtversicherten Arbeitnehmer, die in der Regel GKV-Versicherte sind, rasch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Krankenschein) bei einer akuten Erkrankung für ihren Arbeitgeber benötigen.
Wartezeiten auf einen Arzttermin
Im Durchschnitt warteten alle Befragten, die einen Termin für ihren letzten Arztbesuch vereinbart hatten, 20 Tage auf einen Termin. Dieser Wert variiert allerdings sehr zwischen Haus- und Fachärzten: Im Schnitt warteten die Patienten beim Hausarzt 10 Tage auf einen Termin, bei den Fachärzten 24 Tage. Allerdings bekamen 25 Prozent der Befragten beim Hausarzt noch am selben Tag einen Termin, bei 23 Prozent war die Wartezeit ein bis zwei Tage; drei bis sieben Tage warteten 30 Prozent. Länger als 7 Tage haben 20 Prozent der Befragten auf ihren Besuch beim Hausarzt gewartet.
Bei den Fachärzten haben nur 8 Prozent der Befragten am selben Tag einen Termin bekommen, 12 Prozent warteten ein bis zwei Tage auf den Termin und 29 Prozent konnten nach drei bis sieben Tagen in die Facharztpraxen kommen. Allerdings mussten 49 Prozent länger als sieben Tage auf ihren Termin beim Facharzt warten. Lange Wartezeiten auf einen Termin waren bei den Augenärzten zu verzeichnen (43 Tage) oder auch beim Psychiater/Psychotherapeuten (38 Tage). Bei den Wartezeiten beim Urologen (39 Tage), Zahnarzt (25 Tage) oder Frauenarzt (28 Tage) muss berücksichtigt werden, dass für Routine- und Vorsorgeuntersuchungen häufig von den Patienten längerfristige Termine gewünscht werden. Eltern können ihre erkrankten Kinder schnell beim Kinderarzt vorstellen: 41 Prozent haben noch am selben Tag einen Termin bekommen. Kinderärzte haben mit nur acht Tagen die kürzeste Termin-Wartezeit unter allen abgefragten Ärzten.
Bei der Begründung für die Wartezeiten nannten die Befragten folgende Auskünfte der Praxen: "keine freien Termine" (14 Prozent), "zu viele Patienten" (sechs Prozent) oder "zu voll" (fünf Prozent), 10 Prozent der Befragten gaben an, dass ihrem Wunschtermin entsprochen wurde, 12 Prozent der Befragten gaben "persönliche oder eigene zeitliche Gründe" an (z. B. Termin war arbeitsbedingt oder musste mit dem Stundenplan der Kinder abgestimmt werden oder man hatte vorher keine Zeit). 18 Prozent der Befragten bekamen keine Begründung bei der Terminvergabe.
PKV-Versicherte ohne akute Beschwerden bekamen im Schnitt nach 12 Tagen einen Termin, die GKV-Versicherten warteten 26 Tage.
Keinen Termin bekommen: Meist bei Fachärzten
Schon einmal keinen Termin erhielten 13 Prozent der Befragten; dabei gaben 16 Prozent (alle Befragten) die Hausärzte und 91 Prozent die Fachärzte an. Interessant hierbei ist, dass es zwischen GKV- und PKV-Patienten kaum Unterschiede gibt: 91 Prozent der betroffenen GKV-Patienten und 95 Prozent der betroffenen PKV-Patienten haben schon einmal beim Facharzt keinen Termin bekommen. Die Begründungen: "Keine freien Termine" (35 Prozent), "Überfüllt" (17 Prozent), "Aufnahmestopp" (16 Prozent). Am häufigsten wurden hier folgende Arztgruppen genannt: Orthopäden (30 Prozent), Augenärzte (25 Prozent) und Dermatologen (14 Prozent).
Quelle: BKK