Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart ordnet neue Ermittlungen gegen Pharmakonzern Ratiopharm an
Archivmeldung vom 15.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Pharmaskandal um den Ulmer Generikahersteller Ratiopharm hat nun doch juristische Konsequenzen: Die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart hat nach Informationen des Hamburger Magazins stern die Entscheidung der Ulmer Staatsanwaltschaft aufgehoben, die die Ermittlungen im Fall Ratiopharm bereits eingestellt hatte. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft Ulm wieder neu ermitteln.
Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der
Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart, Rainer Christ, gegenüber dem
stern besteht gegen Verantwortliche der Firma Ratiopharm "ein
Anfangsverdacht der Beteiligung an Vergehen des Betrugs und der
Untreue von Ärzten". Insbesondere gehe es um
die Frage, ob Ärzte gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot zu Lasten der
Krankenkassen verstoßen haben, indem sie Ratiopharm-Präparate
verordneten, weil sie dafür einen Vorteil bekamen. Der Schaden für
die Krankenkassen entsteht dadurch, dass Ratiopharm innerhalb der
Generikasparte zu den eher teureren Anbietern gehört.
Der stern enthüllte erstmals am 10. November 2005, dass Ratiopharm
Ärzten systematisch Umsatzprovisionen für die Verordnung von
Medikamenten bezahlt habe. Bundesweit sollen nach Schätzung von
Insidern bis zu 1000 niedergelassene Ärzte von dem System profitiert
haben. Noch breiter ist der Kreis der Ärzte, die hochwertige
Espressomaschinen, Tischleuchten oder Mikrowellen-/Grillgeräte
erhalten haben sollen. Nach Einschätzung des Leitenden
Oberstaatsanwalts Rainer Christ werden die Ermittlungen gegen
Verantwortliche der Firma Ratiopharm "langwierig und umfangreich
sein."
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J